Drehscheibe Nr. 100 Dezember 2022

Ausgabe 100 | Dezember 2022 Magazin der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH 100. Ausgabe der drehscheibe

2 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 Inhalt / Editorial / Impressum 2 Geschäftsführung 3 Erfolgsgeschichte: 15 Jahre S-Bahn Steiermark 4 Neuer GKB-Busbahnhof in Hitzendorf 6 Der steirische Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl im Interview 8 Baustellenreport: Streckensperren und ökologische Unkrautbekämpfung 10 Historische Betrachtungen - Die Geschichte der Drehscheibe 12 Mittelposter: S-Bahn im Schnee unter der Burg Deutschlandsberg 14 Personal 16 Ganz Kurze Berichte 19 Reisebericht: Zugreisen in Vietnam und Kambodscha 23 Technisches Eisenbahnmuseum (TEML) & Steirische Eisenbahnfreunde (StEF) 27 Die Drehscheibe ist das PR-Magazin der GKB. Sie ist eine nach Bedarf erscheinende Informationsschrift. Die Beilage GKB-Intern ist ein Mitarbeiter:innenmagazin. Ein Archiv aller erschienenen Ausgaben, finden Sie unter: www.gkb.at Medieninhaber: Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH (GKB) Herausgeber: Mag. Ernst Suppan Redaktion: Mag. Carmen Loibnegger Mag. Ernst Suppan Layout: Jasmin Motschnik Anschrift: Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH Direktion / Stabsstelle G-PR Köflacher Gasse 35 – 41, 8020 Graz 0316 / 5987 – 315 drehscheibe@gkb.at Druck: Koralpendruckerei Ges.m.b.H. 8530 Deutschlandsberg Auflage: 5000 Stück im Quartal Fotos: Cover: Fotomontage J. Motschnik Poster: K. Ferk Ansonsten: GKB-Archiv, K. Ferk, J. Motschnik, Mag. C. Loibnegger, oder Mag. E. Suppan bzw. lt. jeweiliger Textanmerkung; Inhalt Impressum Editorial Auch in der 100. Ausgabe der Drehscheibe beschäftigen wir uns mit den neuesten Entwicklungen rund um die GKB. Die Geschäftsführung berichtet über die fortlaufende Transformation der GKB zum hochmodernen Mobilitätskonzern, die seit dem Sommer immer weiter Fahrt aufnimmt. Der Leitartikel beschäftigt sich mit 15 Jahren Erfolgsprojekt S-Bahn Steiermark. Außerdem informieren wir ausführlich über den neuen Hitzendorfer Busbahnhof und führen ein Gespräch mit dem steirischen Bischof Dr. Wilhelm Krautwaschl. Der Baustellenreport erläutert u. a. das Spannungsfeld zwischen Streckensperren und Schienenersatzverkehren. Ein historischer Beitrag beleuchtet anlässlich des Drehscheibe-Jubiläums die Geschichte periodischer GKB-Druckwerke. Im Personalteil geht es um die Neuaufstellung des Rechtsbereichs und das Lehrlingsseminar, wir stellen aber auch neue Mitarbeiter:innen vor. In den „News and Facts“ informieren wir über den 2. Bürgermeister:innentag, eine Charity-Aktion, Regionales u.a.m. Der Reisebericht führt uns nach Südostasien. Die Steirischen Eisenbahnfreunde skizzieren ihre Pläne für das Jahr 2023. von Mag. Ernst Suppan Chefredakteur INHALT | EDITORIAL | IMPRESSUM Jetzt online spenden! www.caritas-steiermark.at JAHRE 30 ARCHE 38 Ein warmes Bett. Dank Deiner Spende. In der Arche 38 finden obdachlose Menschen seit 30 Jahren ein sicheres Zuhause auf Zeit. Deine Spende hilft: IBAN: AT08 2081 5000 0169 1187 Kennwort: Arche 38 www.caritas-steiermark.at J tzt online spenden! www.c it s-steiermark.at

3 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Die vollständige Transformation der Graz-Köflacher Bahn in einen modernen Mobilitätskonzern geht weiter und das Unternehmensmagazin der GKB erscheint mit dieser Ausgabe zum 100. Mal – Zeit für einen Rück- und Ausblick sowie eine Würdigung. Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH befindet sich, eigentlich bereits seit ihrer Gründung im Jahr 1998, in einem andauernden Transformationsprozess. Was nach der Gründung der „neuen“ GKB zuerst mit kleinen dringend notwendigen Schritten begann, nahm rasch Kontur und Dynamik an. Durch die Etablierung flacher und regionaler Strukturen, den Aufbau innovativer Geschäftsfelder und die fortgesetzte Modernisierung der Infrastruktur entwickelten wir unser Unternehmen fortwährend weiter. Im Laufe der letzten 24 Jahre wurde die GKB durch stetige Innovation zu einem modernen und wirtschaftlich erfolgreichen Mobilitätskonzern. Die Unternehmensgruppe beschäftigt mittlerweile fast 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die zu 80 Prozent aus der Region stammen. Die im internationalen Güterverkehrsgeschäft erwirtschafteten Gewinne, werden in die regionale Infrastruktur investiert. Durch diese erfolgreiche Unternehmensentwicklung wurde auch die Realisierung der zukunftsweisenden Elektrifizierungspläne möglich. Denn wie bereits im GKB Weißbuch Infrastruktur 2025+ vorgezeichnet und im Rahmen der GKB Strategie 2030 angestoßen, bildet die Umsetzung der im Jahr 2022 begonnenen Elektrifizierung den fulminanten Schlusspunkt hinter einen historischen Transformationsprozess. Mit zunehmendem Baufortschritt wird für alle ersichtlich werden, in welchem beeindruckenden Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit sich unser Unternehmen verändert. Bis 2028 wird sich die GKB in ein weitgehend anderes, noch moderneres und auf die Anforderungen der Zukunft ausgerichtetes Mobilitätsunternehmen verwandelt haben. Eine derartige Entwicklung verlangt allen Beteiligten ein großes Arbeitspensum sowie ein hohes Maß an Flexibilität ab und bringt natürlich auch gewisse Herausforderungen mit sich. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass die GKB die abschließende Phase dieser historischen Transformation gut bewältigen wird. Ein Elektrifizierungsprojekt dieser Dimension ist und bleibt klarerweise ein Kraftakt, der bisher sehr erfolgreiche Projektverlauf steht aber auch exemplarisch für die große Innovationskraft der GKB. Mit dieser Innovationskraft und mit der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter:innen können wir allen aktuellen Widrigkeiten trotzen. Wir wollen unseren erfolgreichen Weg gemeinsam weitergehen. Herzstück der Kommunikation feiert Jubiläum Diese Erfolgsgeschichte wurde in weiten Teilen von einem Medium begleitet, ohne welches die Kommunikation der GKB heute wohl nicht mehr vorstellbar wäre. Die GKB-Drehscheibe ist quasi eine Chronik dieser Entwicklung. Unser hochwertiges Quartalsmagazin dokumentiert seit 2001 in nunmehr 100 Ausgaben den Erfolg des Unternehmens. Informativ und kurzweilig, fachlich versiert und unterhaltsam: Die Drehscheibe bietet allen Leser:innen einen Anknüpfungspunkt an unser Unternehmen und erfreut sich großer Beliebtheit. Das PR-Magazin bildet zudem die Basis aller Kommunikationskanäle der GKB. Wir freuen uns bereits auf die nächsten hundert Ausgaben! von KR Mag. Franz Weintögl Generaldirektor der GKB Innovation & Kommunikation | GESCHÄFTSFÜHRUNG Erfolg durch stetige Innovation und gute Kommunikation

4 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 Die S-Bahn Steiermark feiert bereits ihren 15. Geburtstag. Verkehrsreferent LH-Stellvertreter Anton Lang würdigte einige verdiente Wegbegleiter:innen. Sie hat das Mobilitätsverhalten der Steirer:innen verändert. „Der eingeschlagene Weg zur Attraktivierung des Schienennahverkehrs hat neue Trends gesetzt. Nicht nur die Bahn, auch RegioBus und Stadtverkehre haben sich im Sog der SBahn äußerst positiv entwickelt“, freut sich Landeshauptmannstellvertreter Anton Lang. Die S-Bahn Steiermark ist ein Leuchtturm im steirischen öffentlichen Verkehr, der den Puls der Zeit getroffen hat. „Klimaschutz, Energieeffizienz oder regionalpolitische Entwicklungen – die S-Bahn hat darauf die richtige Antwort“, ist LH-Stv. Lang überzeugt. Zum Start der S-Bahn waren Angebot und Qualität nicht auf dem heutigen Niveau. Zusätzliche Leistungsbestellungen bei den Partnerunternehmen ÖBB, GKB und StB, Infrastruktur-Verbesserungen - wie etwa die Teilinbetriebnahme der Koralmbahn, aber auch der Ausbau des Grazer Hauptbahnhofs und der Einsatz neuer Fahrzeuge haben die S-Bahn wachsen lassen. „Die Kunden wissen die laufenden Verbesserungen bei der S-Bahn zu schätzen. Ein Plus von 58 Prozent an täglichen Einsteigern stellt dies eindrucksvoll unter Beweis“, ist der Verkehrsreferent stolz. Lokomotive für die sanfte Mobilität Die S-Bahn ist aber auch Lokomotive für das gesamte Spektrum der Mobilität: Parallel zum S-Bahn hat sich auch das RegioBus-Netz in der Steiermark etabliert. Park+Ride, Rad und Bahn sowie die Umsetzung einer Mikro-ÖV-Strategie, deren Ziel die Verbesserung des Zubringerverkehrs ist, wären ohne die S-Bahn in dieser Qualität nicht zur Umsetzung gekommen. Diese Entwicklung macht den Verkehrsreferenten stolz: „Ich muss mich bedanken. Einerseits bei meinen Vorgängern im Verkehrsressort, die vor 15 Jahren den Mut aufgebracht haben, 15 Jahre S-Bahn Steiermark - Die S-Bahn bewegt alle Menschen MOBILITÄT | 15 Jahre S-Bahn Steiermark Viele Wegbegleiter:innen feierten im Grazer Congress die ersten 15 Jahre S-Bahn Steiermark Preisträger Marcel Wintscher mit GD Mag. Franz Weintögl,

5 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | dieses Projekt zu starten, andererseits gilt mein Dank aber auch dem Planerteam der S-Bahn Steiermark, bestehend aus der Abteilung Verkehr des Landes Steiermark, der Verbund Linie und den drei Verkehrsunternehmen ÖBB, GKB und StB. Vor allem aber möchte ich mich bei allen Steirer:innen bedanken, die als S-Bahn-Kund:innen diesen Erfolg überhaupt erst möglich machen!“ Auszeichnung für GKB-Mitarbeiter Der Dank ist im Rahmen einer Geburtstagsfeier einigen besonderen Wegbegleiter:innen der S-Bahn zuteil geworden. DI Werner Reiterlehner, ehemaliger Referatsleiter der Verkehrsabteilung darf man guten Gewissens als Mister S-Bahn bezeichnen. Er war Miterfinder des Projekts und hat seine Entwicklung mit beispielloser Akribie vorangetrieben. Weitere Ausgezeichnete waren Fotograf Tom Lamm der die Bildsprache der S-Bahn prägte, das Klimabündnis Steiermark sowie der Influencer und GKB-Busfahrer Marcel Wintscher, seinen über 140.000 Follower:innen auf TikTok besser als da_Wintschii bekannt. Die GKB gratuliert ihrem Mitarbeiter zu diesem Erfolg. Text & Fotos: S-Bahn Steiermark 15 Jahre S-Bahn Steiermark | MOBILITÄT , AL Nicole Wancura und LH-Stv. Anton Lang (v. l.) Die S-Bahn Steiermark sorgte auch für zünftig steirische Unterhaltung Alle Preiseträger:innen und die Nominierten der vier Kategorien Auch die GKB konnte eine Auszeichnung mit nach Hause nehmen

6 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 MOBILITÄT | Neuer Busbahnhof in Hitzendorf Am 2. November 2022 eröffneten Landeshauptmann-Stv. Anton Lang und der Hitzendorfer Bürgermeister Andreas Spari den brandneuen Busbahnhof westlich von Graz. Diese Erweiterung der Infrastruktur war notwendig geworden, weil dank RegioBus-Steiermark das Angebot an öffentlichen Verbindungen von und nach Hitzendorf verdreifacht wurde. Der neu gebaute Haltestellenknoten liegt im Bereich des Abfallsammelzentrums am Gewerbeparkweg und entlastet damit auch das enge Ortszentrum der Gemeinde. „Ich bin froh, dass wir diesen nächsten Schritt in der besseren Vernetzung unserer Gemeindegebiete und der Gemeinde mit den umliegenden Regionen umsetzen konnten. Das eröffnet den Einwohnerinnen und Einwohnern von Hitzendorf noch mehr Möglichkeiten in der Mobilität“, zeigt sich der Hitzendorfer Bürgermeister Andreas Spari begeistert. Busbahnhof als Teil der Öffi-Offensive „In diesen Zeiten braucht es verstärkt klimaschonende Alternativen zum Individualverkehr. Gerade in der Steiermark, dem grünen Herzen Österreichs, gehen wir deshalb gerne mit gutem Beispiel voran“, begrüßt LH-Stellvertreter Lang die Öffi-Offensive. Insgesamt 707.000 Euro wurden in die unumgängliche Infrastrukturerweiterung investiert. Bei deutlich dichterem Angebot – zwei Verbindungen je Stunde zwischen Hitzendorf und Graz – können am neuen Busbahnhof nun bequem drei Busse nebeneinander halten. Der neue Busknoten erleichtert somit das Umsteigen, die Wartebereiche sind zudem überdacht und damit wetterfest. Auch an Fahrradabstellplätze wurde gedacht. Damit sind nicht nur Behinderungen im Durchzugsverkehr passé, auch der Ortskern wird entlastet. Die Investition inkludiert auch zusätzliche Haltestellen im Gemeindegebiet – etwa in Pirka und Mantscha. Neue Qualität des RegioBus Bereits seit Jahren bemühte man sich in Hitzendorf um die nächste Qualitätsstufe für den öffentlichen Verkehr, nun kommt eine erneute Angebotsausweitung. So Neuer Busbahnhof in Hitzendorf - Busverkehr schaltet einen Gang höher Verkehrsreferent LH-Stv. Anton Lang und GKB-Prok. Peter Kronberger (M. l. u. r. hinter dem Schild) bei der Eröffnung des Busbahnhofs

7 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Neuer Busbahnhof in Hitzendorf | MOBILITÄT kann nun jede halbe Stunde zwischen den Bussen am Busbahnhof umgestiegen werden. Abends sogar bis 23 Uhr, an Wochenenden fährt alle 2 Stunden ein Bus. Die Buslinien 710, 711, 712 sowie 714 werden tagsüber im Stundentakt via Hitzendorf geführt und bieten in der Folge erweiterte Umstiegsmöglichkeiten. P&R-Angebot Parallel gehen Hitzendorfs Bemühungen um klimabewussteren Verkehr auch an anderer Stelle in die nächste Phase. Mit der Eröffnung des Busbahnhofes geht auch das neue Park&Ride-Angebot samt Bushaltestelle bei der Kirschenhalle in den Vollbetrieb. Text / Fotos / Grafik: PA_Land Steiermark RegioBus- und Mikro-ÖV-Angebote ergänzen die Verbindungen der S-Bahn Steiermark

8 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 INTERVIEW | Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl Drehscheibe: Herr Diözesanbischof! Vorweg stellen wir die wichtigsten Fragen für alle Eisenbahnfreund:innen: Hatten Sie eine Modelleisenbahn und wollten Sie als Kind Lokführer werden? Bischof Krautwaschl: Ich hatte tatsächlich eine Modelleisenbahn von Märklin. Die war auf einer Platte aufgebaut mit Tunnels und Hügeln, eine kleine, feine Anlage. Nur mussten wir sie recht umständlich vom Dachboden herunterholen, um damit zu spielen. Drehscheibe: Wie oft nutzen Sie heute die Bahn? Fährt man als steirischer Bischof mit Öffis zu Terminen? Bischof Krautwaschl: Ich habe ein Klimaticket und nutze die Bahn immer, wenn das möglich ist. Wie oft, ist schwer zu sagen. Viele meiner Ziele in der Diözese liegen recht entlegen, da muss ich auf das Dienstauto zurückgreifen. In Graz nutze ich die Öffis öfter. Drehscheibe: Wie gefallen Ihnen die Ausbaupläne für den öffentlichen Verkehr in der Steiermark? Bischof Krautwaschl: Angesichts der Klimakrise, der angespannten Energiesituation und der hohen Treibstoffpreise führt am öffentlichen Verkehr kein Weg „Wenn die S-Bahn ab 2028 umweltfreundlich mit Strom fährt, ist das eine großartige Sache.“ Das GKB-Magazin Drehscheibe interviewte den 58. Bischof der Diözese Graz-Seckau: Wir haben Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl nach seiner Modelleisenbahn gefragt; Er erläuterte uns aber auch seine Öffi-Präferenzen, sprach über die Bemühungen der Kirche für den Umweltschutz und formuliert seine Wünsche für das neue Jahr. vorbei. Je besser er ausgebaut ist, desto besser für die Umwelt. Wir müssen aber auch so realistisch sein, zu erkennen, dass wir den öffentlichen Verkehr nicht in jedes Tal und auf jeden Berg werden führen können. Drehscheibe: Stichwort Elektrifizierung der GKB! Bis Ende 2028 soll das S-Bahn-Netz in der Weststeiermark elektrifiziert und die Bahninfrastruktur ausgebaut werden. Wie stehen Sie zu diesem Jahrhundertprojekt? Bischof Krautwaschl: Eine Elektrolokomotive ist umweltfreundlicher als eine Diesellok, wenn wir davon ausgehen, dass der Strom umweltfreundlich gewonnen wird - Aus Wasser, Wind oder mit der Sonne. Wenn die S-Bahn ab 2028 umweltfreundlich mit Strom fährt, ist das eine großartige Sache. Seine Exzellenz Diözesanbischof Krautwaschl im Gespräch (Fotos: Diözese_Schiffer / Diözesanpressestelle)

9 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Diözesanbischof Dr. Wilhelm Krautwaschl | INTERVIEW Wilhelm Krautwaschl wurde 1963 in Gleisdorf geboren und wuchs in kleinbäuerlichen Verhältnissen auf, die den Vater zwangen, nebenbei auch einem Beruf nachzugehen - als Bestatter. Nach der Matura studierte er ab 1981 Theologie an der Universität Graz und trat gleichzeitig ins Priesterseminar ein. 1986 wurde Wilhelm Krautwaschl Magister der katholischen Theologie, im Jahr 1990 promovierte er zum Doktor. Am 1. Juli 1990 wurde er zum Priester geweiht. Danach war er als Kaplan in der Ost- und Obersteiermark tätig, bevor er bis 2006 Pfarrer bzw. Dechant in Bruck a. d. Mur war. Mit September 2006 wurde Dr. Krautwaschl zum Regens des Bischöflichen Seminars Augustinum in Graz bestellt. Am 16. April 2015 erfolgt die Ernennung von Dr. Wilhelm Krautwaschl zum 58. Diözesanbischof der Diözese Graz-Seckau, am 14. Juni wurde er im Grazer Dom geweiht. Sein Wahlspruch lautet: „Gott ist die Liebe“. In der österreichischen Bischofskonferenz ist Bischof Krautwaschl Vorsitzender der Katechetischen Kommission, Referatsbischof für Bildung und Schule sowie Laienapostolat. Bischof Krautwaschl engagiert sich, auch persönlich, in der Flüchtlingshilfe und in karitativen Belangen. Drehscheibe: Die Kirche bemüht sich auch um die „Bewahrung der Schöpfung“ - Wie wichtig sind für Sie in diesem Kontext nachhaltige Klima- und Mobilitätsziele bzw. der Umweltschutz? Bischof Krautwaschl: Schöpfungsverantwortung muss für Christ:innen ein vorrangiges Anliegen sein. Nicht nur, weil Papst Franziskus darauf immer wieder hinweist, sondern weil wir alle Verantwortung für die Schöpfung, für unsere Umwelt haben. Einem alten Werbeslogan folgend würde ich sagen: Geht es der Schöpfung gut, geht es uns allen gut. Wer nicht nur auf sich selbst, sondern auf das große Ganze schaut, muss erkennen, dass wir ohne Einhaltung von Klima-, Mobilitäts- und Umweltzielen unsere Schöpfung und letztendlich die Menschheit ruinieren. Wir sind ja Teil der Schöpfung. Und so manches haben wir in der Bischofskonferenz diesbezüglich schon auf den Weg gebracht. Drehscheibe: Weihnachten und der Jahreswechsel stehen bevor – Welche Wünsche haben Sie für das Jahr 2023? Bischof Krautwaschl: Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder zu einer Einheit zurückfinden und weniger um sich selbst und die eigenen Befindlichkeiten kreisen. Wir sind eine Menschheit, wir sind alle Landsleute, alle gleichermaßen von Gott geliebt und gleich wertvoll. Nur gemeinsam kommen wir gut voran. Und ich wünsche mir, dass die Kriege in der Ukraine und an allen andern Orten in der Welt zu einem Ende kommen und alle damit verbundenen Belastungen. Drehscheibe: Wir danken für das Interview und wünschen ein frohes Fest!

10 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 Die Infrastrukturmodernisierung und die Elektrifizierungsarbeiten an den weststeirischen Regionalbahnstrecken machen Großbaustellen mit kürzeren bzw. längeren Streckensperren und damit leider auch Schienenersatzverkehre notwendig. Zuerst unterliegen Eisenbahnverkehrsunternehmen natürlich vertraglichen Verpflichtungen betreffend der von ihnen zu erbringenden Beförderungsleistung, wie den Verkehrsdiensteverträgen, aber auch gesetzlichen Vorgaben und behördlichen Auflagen. Außerdem bringen Baustellen immer eine Belastung für die örtliche Bevölkerung und die notwendigen Schienenersatzverkehre sind unangenehm für die Fahrgäste. Somit sind die Rahmenbedingungen also eng gesteckt. Die Umsetzung von Bauprojekten bei laufendem Bahnbetrieb ist daher immer eine Herausforderung und erfolgt im Spannungsfeld verschiedener interner bzw. externer Interessen. Trotzdem müssen die Bauprojekte realisiert werden – Also, was tun? Spannungsfeld: Lange Sperren oder Intensivbaustellen Längerfristige Streckensperren mit Schienenersatzverkehren gehen zumeist mit günstigeren Baukosten einher. Sie reduzieren zudem die Belastungen der lokalen Bevölkerung, da die Nacht- bzw. Wochenendarbeiten weitgehend entfallen. Allerdings bringen die massiven Einschränkungen des Zug- und Straßenverkehrs durch Ersatzverkehre und Staus für andere Interessensgruppen Probleme mit sich. Für den Absatzbereich der GKB entstehen dadurch außerdem zusätzliche Kosten. Die bevorzugte Alternative sind daher kurze, intensive Nacht- bzw. Wochenendbaustellen, sie belasten jedoch die Anrainer:innen stärker und verursachen höhere Kosten im Infrastrukturbereich. Zu diesen grundsätzlichen und wirtschaftlichen Spannungsfeldern, kommen dann u. a. noch technische und rechtliche Problemstellungen. GKB sucht immer Kompromisse Die Realisierung des Jahrhundertprojektes Elektrifizierung und der Infrastrukturausbauten, erfordert bis etwa 2030 die Umsetzung einer Vielzahl von Bauprojekten. Dabei versucht die GKB jedenfalls ihre vertraglichen Verpflichtungen, ohne allzu starke Belastungen für Fahrgäste und Anrainer:innen, einzuhalten. In Abwägung der skizzierten Spannungsfelder realisiert die GKB die notwendigen Bauprojekte, daher grundsätzlich bei laufendem Betrieb und mit möglichst geringen Kosten. Nur wenn es unvermeidlich ist wird auf Wochenendsperren oder längere Streckensperren zurückgegriffen. Die GKB bittet alle Betroffenen um Verständnis, aber für den Ausbau des Mobilitätsangebotes sind diese Baumaßnahmen leider unerlässlich. Text: Redaktion / Fotos: GKB_Ferk Schienenersatzverkehr mit Bussen während einer Sommergroßbaustellen BAUSTELLENREPORT | Spannungsfeld Streckensperre Streckensperren bei Bauarbeiten - Notwendigkeit oder Ärgernis? Schienenersatzverkehre sind notwendig

11 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Ökologische Unkrautbekämpfung | INFRASTRUKTUR Die Unkrautvernichtung im Bahnbereich der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH erfolgt seit Sommer zu 100 Prozent ohne Chemie. Aus Sicherheitsgründen müssen Bahnanlagen frei von Unkraut gehalten werden. Die Unkrautbekämpfung im Gleisbereich oder auf Bahnsteigen, Park and Ride-Anlagen u.a.m. verursacht jedoch erheblichen Aufwand und damit Kosten. Hochmodernes neues Verfahren Die GKB setzt daher seit Sommer 2022 auf ein neues hocheffektives und vor allem völlig ökologisches Verfahren. Das Unkraut wird nun zu 100 Prozent ohne Chemie bekämpft: Zum Einsatz kommen dabei nur bis zu 95 Grad heißes Wasser und ein – sogar essbarer – biologischer Schaum aus Maisstärke. Der aufgebrachte Schaum speichert die entstehende Hitze, die damit länger auf die Pflanzen einwirken kann. Durch die hohen Temperaturen stirbt das Unkraut bis in den Wurzelbereich ab und auch umliegende Samen werden noch vor dem Aufgehen zerstört. Bei regelmäßiger Wiederholung des Vorgangs, reduziert sich der Unkrautbewuchs nachhaltig. Durch die neue ökologische nassthermische Unkrautbekämpfung entsteht keine Gefahr für Menschen oder Tiere und auch das Grundwasser wird dadurch nicht beeinträchtigt. Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH ist damit erneut Wegbereiterin für mehr Ökologie und Umweltschutz im Bahnbereich. Text & Fotos: PA_GKB In Kooperation mit der regionalen Firma Power Team setzt die GKB zukünftig auf eine völlig ökologische Unkrautvernichtung GKB setzt im Bahnbereich auf ökologische Unkrautbekämpfung Einbringung d. Wasser-Schaum-Gemisches

12 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 HISTORISCHE BETRACHTUNGEN | 100. Ausgabe der Drehscheibe einiger Bahnhofvorstände berichtet. Interessant ist auch, dass es in der G.K.B.- Zeitung offenbar breiten Platz für Themen gab, die mit der Eisenbahn nichts zu tun hatten. So fand sich in einem Exemplar ein für die heutige Zeit amüsanter Artikel, der sich der fachgerechten Hühnerhaltung widmete. Dies dürfte in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein wichtiges Thema gewesen sein. Der historische Vorläufer der Drehscheibe war also damals schon mehr als eine reine Mitarbeiter:innenzeitung und dürfte im Umfeld des Bergbau- bzw. Bahnbereichs eine beachtliche Reichweite erzielt haben. Nach dem 2. Weltkrieg war die GKB ein Im Dezember 2022 erscheint das moderne GKB-Magazin Drehscheibe bereits zum hundertsten Mal – Zeit für eine historische Rückschau. In Europa entstanden die ersten Werkszeitschriften im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Aber besonders in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg erfreute sich dieses Medium großer Beliebtheit. Historische Werkszeitungen Wann es zum ersten Mal eine eigene GKB-Zeitung bzw. -Zeitschrift gegeben hat, konnte nicht exakt recherchiert werden. Es ist aber anzunehmen, dass es schon früher mehr oder weniger regelmäßige Druckwerke und Mitarbeiter:inneninformationen irgendeiner Art gab. Erste Ausgaben eines periodisch erscheinenden Druckwerks sind aus den späten zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erhalten. Von 1929 bis 1940 erschien die „G.K.B.-Zeitung für Eisenbahn und Bergbau“ herausgegeben von der Graz-Köflacher Eisenbahn und Bergbaugesellschaft. In den späten dreißiger Jahren war diese Werkszeitung bereits ein bekanntes und höchst professionelles Medium mit eigener Redaktion. Bis zum Anschluss im Jahr 1938, also fast 10 Jahre lang, leitete Schriftleiter Oberstaatsbahnrat Dr. Dr. Ing. Karl Pallasmann die Redaktion der G.K.B.-Zeitung. Zuerst erschien sie alle 14 Tage, ab 1934 nur mehr monatlich, bis sie mit Ausgabe 5/1940 eingestellt wurde. Berichtet wurde v. a. über Personalthemen, aber auch die Sicherheit am Arbeitsplatz hatte schon einen großen Stellenwert. In einer Ausgabe aus dem Jahr 1931 wurde z. B. über die Ruhestandsversetzung Titelseite der historischen G.K.B.-Zeitung aus dem Jahr 1929 Das GKB-Magazin feiert ein Jubiläum - 100. Ausgabe der Drehscheibe

13 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | 100. Ausgabe der Drehscheibe | HISTORISCHE BETRACHTUNGEN Teil der Österreichischen Alpine Montangesellschaft bzw. später der VOEST, aus diesem Zeitraum sind keine eigenständigen Medien bekannt. Von 1989 bis zum Oktober 1996 erschien mit dem Magazin „format“ erneut eine GKB-Zeitschrift. Die Redaktion um Schriftleiter Werner Huemer produzierte bis zur Einstellung des Druckwerks rund 30 Ausgaben. Das GKB-Magazin Drehscheibe Nach wirtschaftlich schwierigen Zeiten, gewann unter dem neuen Generaldirektor Mag. Franz Weintögl die interne und externe Kommunikation wieder mehr Bedeutung. Daher wurde Gottfried Aldrian, der neue Leiter der PR-Abteilung, im Jahr 2001 beauftragt mit der Drehscheibe ein neues regelmäßiges Druckwerk herauszugeben. Zuerst recht einfach und als reine Mitarbeiter:innenzeitung ausgelegt, entwickelt sich die Drehscheibe im Laufe der Zeit zu einem umfangreichen Medium welches viele Inhalte abdeckt. Ein wichtiger Wegbegleiter der Drehscheibe war der Germanist Dr. Herbert Moschitz. Er etablierte eine echte Redaktionsstruktur und prägte den Inhalt, die Qualität und das Aussehen des Magazins über lange Jahre. Nach seiner Pensionierung im Jahr 2011 bekam die Drehscheibe eine neue Struktur, ein neues Aussehen und einen neuen Redakteur. Dabei erfolgte auch die Trennung in ein allgemeines Magazin und eine Mitarbeiter:innenbeilage. Mittlerweile sind die 28seitige Drehscheibe und das acht- oder zwölfseitige GKB-Intern redaktionell eigenständige Publikationen mit unterschiedlicher Zielgruppenausrichtung. Die Drehscheibe, die je Quartal in einer Auflage von rund 5000 Stück erscheint, wird an externe Abonnent:innen, Institutionen, Behörden, Vereine, Entscheidungsträger:innen u.a.m. versendet. In den Zügen der GKB können die Fahrgäste das Magazin aus Spendern entnehmen. Aktive GKB- und LTE-Mitarbeiter:innen sowie Pensionist:innen erhalten zusätzlich auch die Beilage „GKBIntern“. Die Redaktion freut sich über viele positive Rückmeldungen und hofft auf unzählige weitere Ausgaben. Text: Mag. Ernst Suppan Quelle: Drehscheibe-Archiv und Zeitzeugen Fotos: GKB_Archiv / Fotocollage: J. Motschnik Die Drehscheibe wandelte bereits öfter ihr Aussehen, was stets gleich blieb ist die hohe Qualität

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16 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 Im Zuge einiger personeller Veränderungen wird nun sukzessive eine geplante Neuausrichtung und Umstrukturierung des rechtlichen Bereichs der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH umgesetzt. Die professionelle eisenbahnrechtliche Begleitung des Betriebes, komplexe Ausschreibungsprozesse oder juristische Fragen rund um Bau- bzw. Mobilitätsprojekte u.a.m. gewinnen auch bei der GKB zunehmend an Bedeutung. Die juristischen Aufgabenstellungen werden komplexer, vielfältiger und spezieller. Eine fundierte rechtliche bzw. juristische Expertise wird daher im Bahnwesen bzw. im Mobilitätsbereich immer wichtiger. Synergien im Rechtsbereich Durch die bereits erfolgte Zusammenfassung der mit rechtlichen Belangen befassten Abteilungen, wurden die rechtlichen Strukturen der GKB im Unternehmensbereich Beteiligungsmanagement / Interne Services gebündelt. Dies ermöglicht die Nutzung von Synergien und damit eine weitere Steigerung der Effizienz. Aufgrund der Ruhestandsversetzung der langjährigen Abteilungsleiterin, Frau Mag. Dr. Sabine Prisching war über 35 Jahre bei der GKB, erfolgen nun notwendige personelle Weichenstellungen und Nachbesetzungen. Neue Leitung der Rechtsabteilung Seit 1. November 2022 leitet die stellvertretende Bereichsleiterin Mag. Astrid Weiterentwicklung interner Services - Ausbau der rechtlichen Expertise PERSONAL | Neustrukturierung des Rechtsbereiches Nesper die Rechtsabteilung und die Abteilung Beschaffung / Ausschreibungen in Personalunion. Damit wurden diese beiden wichtigen Abteilungen, sinnvollerweise, unter einer gemeinsamen Führung verschränkt. Personelle Neuaufstellung Durch die neue Leitung und eine verbesserte Personalentwicklung sollen weitere strukturelle und personelle Synergien gehoben werden. Der Bereich Legal Compliance, er umfasst u. a. das Normenwesen, wird vorerst von Bereichsleiterin Prokuristin Dr. Claudia Holzer, LL.M. direkt betreut. Seit Jahresbeginn zeichnet die exzellente Juristin zudem für das Diversity Management der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH verantwortlich. Auch das Team der Rechtsabteilung wird neu auf- bzw. zusammengestellt. Vanessa Müllerferli wird die beiden GKB-Juristinnen bei der Neuausrichtung des Rechtsbereiches unterstützen. Nach Abschluss weiterer Optimierungen und Neustrukturierungen, wird der verschränkte Fachbereich zukünftig eine noch bessere juristische bzw. rechtliche Expertise bieten. Die GKB wünscht den Kolleginnen alles Gute für den neuen Lebensabschnitt bzw. die zukünftigen Aufgaben. Text: Redaktion / Foto: GKB_Motschnik Prok. Dr. Claudia Holzer, LL.M. (Mitte) und Mag. Astrid Nesper (l.) mit Vanessa Müllerferli (r.)

17 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | GKB-Lehrlingsseminar 2022 | PERSONAL 6. Lehrlingsseminar bei GKB - Erinnerungskultur und Diversität Nach pandemiebedingter Pause fand im Rahmen der Lehrlingsausbildung am 31. Oktober 2022 gemeinsam mit der ARGE-Jugend gegen Gewalt und Rassismus wieder das traditionelle GKB-Lehrlingsseminar statt. Es widmet sich traditionell dem Thema „Diversität – Miteinander in Vielfalt“, diesmal mit dem Programm-Schwerpunkt „Generationendialog“. Es war eine Ehre für 11 GKB-Lehrlinge Schulrat Gerhard Niederhofer in seiner Funktion als Kulturreferent aus Eisenerz begrüßen zu dürfen. Ganz nach dem Motto „Erinnern statt Entrinnen“ vermittelt Herr Niederhofer einen Überblick über das Erinnerungsprojekt "Todesmarsch Eisenstraße 1945", welches ein dunkles geschichtliches Kapitel im Raum Eisenerz in der Steiermark umfasst. Für seine Tätigkeiten wurde Schulrat Niederhofer vielfach ausgezeichnet und geehrt. Im Lehrlingsseminar-Schwerpunkt „Generationendialog“ begegnet Schulrat Niederhofer den aufmerksamen GKB-Lehrlingen in umsichtiger Weise mit zeitgeschichtlich dokumentierten Erzählungen, welches Elend Menschen 1945 auf der Passhöhe des Präbichl im Todesmarsch erfuhren und wie sie dabei zu Tode kamen. In Filmmaterialien kamen Zeitzeug:innen zu Wort. Seit einigen Jahren wird in der Region Eisenerz Vergangenheitsbewältigung als Erinnerungskultur an die damaligen Opfer betrieben. Im Rahmen des Seminars haben die Lehrlinge Fragen rund um die Themen Demokratie und Menschenrechtsbildung erörtert und zeitgeschichtliches Geschehen vertieft. Diversität – Miteinander in Vielfalt Nach der Pause folgte der Programmpunkt „Diversität – Miteinander in Vielfalt“. Gestaltet und durchgeführt vom Sozialpädagogen, Mediator und Referenten Jörg Kapeller von der ARGE-Jugend. Nach einer Reflektion startete Herr Kapeller mit der Einführung ins Grundverständnis der Diversität. So schuf er einen offenen Diskurs, als ideales Arbeitsumfeld für die GKB-Lehrlinge, wo unterschiedliche Denkweisen und Erfahrungen als wichtige Werte respektiert werden. Unserer Lehrlinge erhielten einen Überblick über grundlegende Begriffe der Menschrechte, die jedem Menschen in gleicher Weise zukommen, unabhängig von Geschlecht, geschlechtlicher Identität, Alter, Einschränkung, Religion, Nationalität und Hautfarbe. „Der Mittelpunkt sei stets das Gemeinsame und das Miteinander, das verbindet eine vielfältige Gesellschaft“, betonte Kapeller. Mit der Lehreinheit Miteinander in Vielfalt möchte er dazu beitragen, dass die Lehrlinge durch die Konfrontation mit dem Thema erkennen, welche Werte und Nutzen Diversitätskenntnisse mit sich bringen. Die GKB-Lehrlinge tauschten sich auch untereinander aus und wurden dazu ermutigt, sich in der Zusammenarbeit zu ergänzen, zu sensibilisieren und zu stärken, daraus erschließt sich ein grundlegendes Verständnis für ein kooperatives Miteinander. „Einiges haben GKB-Lehrlinge bereits gewusst, viel Neues wurde gelernt und es hat ihnen viel Spaß gemacht. Sowohl beruflich als auch privat, möchten sie das Wissen künftig einsetzen“, fasste Lehrlingsbeauftragte Albine Zirngast zusammen und dankte den Referenten für das erfolgreiche Lehrlings-Seminar. Text: Red. & A. Zirngast Fotos: GKB_Motschnik Experte Gerhard Niederhofer (r.) referierte b. GKB-Lehrlingsseminar über Erinnerungsarbeit Die Lehrlinge im Seminarraum der GKB

18 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 PERSONAL | Neuaufnahmen 4. Quartal 2022 Die GKB stellt in vielen Unternehmensbereichen lfd. neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Die GKB befindet sich in einem großen Transf orma t i onsprozess . Zudem müssen wir einen pensionierungsbedingten Generationenwechsel bewältigen. Daher sucht die GKB weiterhin laufend nach Fachkräften und neuen Mitarbeiter:innen für Ausbildungsprogramme. Alle Informationen dazu erhalten Sie im Bereich Karriere bei der GKB auf der Homepage www.gkb. at oder auf Anfrage. Text: ES / Fotos: G-PR & IP-PE Zukunftsjobs bei der GKB Mario Zotter Buslenker Lukas Ofner Triebfahrzeugführer i. A. Josef Freisinger Buslenker Taha Ismail Buslenker Rebecca Zizek Buslenkerin Elias Nestl Mitarbeiter IT-Support Hendrik Kerbl Mitarbeiter IT-Support Zoran Skvorc Buslenker Doris Klampfl Buslenkerin Bashkim Shala Buslenker Pichler Robert Zugführer i. A. Kathrin Pucher Zugführerin i.A. Patrik Bernhofer Zugführer i. A. Dusko Marinkovic Buslenker Melanie Deutschmann Zugführerin i. A. Benjamin Smajovic Buslenker Werner Roth, BSc MSc IT-Systemmanager Mario Orgl Buslenker Christopher Berger Busfahrer Leo Roth Buslenker Florian Krieger Elektrotechniker

19 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Die GKB informiert die Öffentlichkeit über verschiedene Kommunikationskanäle über die Elektrifizierungspläne im steirischen Zentralraum und in der Weststeiermark. Damit die Fahrgäste auch in Zukunft umweltfreundlich, sicher und pünktlich unterwegs sein können wird das Regionalbahnstreckennetz in die Weststeiermark bis 2028 elektrifiziert. Ab 2025 erfolgt die Errichtung der Oberleitung zwischen dem Graz Köflacherbahnhof und Lieboch, wobei im Stadtgebiet von Graz ein Abschnitt zweigleisig ausgebaut wird. Im Rahmen der Gesamtlösung für mehr Verkehrssicherheit, werden zudem mehrere Bahnübergänge im Grazer Westen zu Unterführungen und Nahverkehrsdrehscheiben um- bzw. ausgebaut. Die Sicherung verbleibender Eisenbahnkreuzungen erfolgt durch Schrankenanlagen. Bei der Realisierung dieses Jahrhundertprojektes setzt die GKB auf die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und mit regionalen Partnern. Umfangreiche Projektinformation Am 9. November 2022 lud das Unternehmen daher die Spitzen der Grazer Stadtregierung und der betroffenen Bezirksvertretungen sowie der Gemeinden in Graz Umgebung zum 2. Bürgermeister:innentag ein. Diese unmittelbaren Entscheidungsträger:innen wurden dort vorab über die geplanten Elektrifizierungsmaßnahmen der GKB im steirischen Zentralraum informiert. Bei der Veranstaltung erläuterten Generaldirektor Mag. Franz Weintögl, Geschäftsführer Mag. Gerald Klug und Projektleiter Dipl.-Ing. Gernot Winter die Rahmenbedingungen, das Gesamtkonzept und die Teilprojekte der Elektrifizierung. Parallel zu diesen speziellen Informationsveranstaltungen stellt die GKB, u. a. im Internet, detaillierte Projektinformationen für die Öffentlichkeit zur Verfügung. Interessierte können sich über verschiedene Kommunikationskanäle, wie eine eigene Projektseite oder einen gedruckten Projektfolder u.a.m. über die Elektrifizierung informieren. Seit 2022 wird auch bei Veranstaltungen über Infrastrukturprojekte informiert. Die GKB strebt größtmögliche Transparenz an und möchte die Bevölkerung, insbesondere die Anrainer:innen bzw. Anwohner:innen, bestmöglich informieren. Für Betroffene wurde eine unabhängige Ombudsstelle eingerichtet. Text & Foto: ES GKB informiert über Elektrifizierung 2. Bürgermeister:innentag | GANZ KURZE BERICHTE Präsentation von Informationen über die Elektrifizierung der GKB im Großraum Graz beim gut besuchten 2. Bürgermeister:innentag

20 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 GANZ KURZE BERICHTE | Barrierefreiheit & Charity-Aktion Mit Ende Dezember 2022 wird der GKB-Bahnhof in Premstätten-Tobelbad endlich völlig barrierefrei. Die Bahnhöfe PremstättenTobelbad und Lieboch sind zwar bereits im Jahr 2013 modernisiert worden. Mangels ausreichender Fahrgastfrequenz und aus Kostengründen, musste damals in Premstätten-Tobelbad aber auf den Einbau von Liftanlagen verzichtet werden. Nun wird durch den Einbau von zwei modernen Aufzügen die vollständige Barrierefreiheit erreicht. Voraussichtlich noch vor Jahreswechsel ergänzen die neuen, geräumigen Liftanlagen den Personentunnel zwischen Bahnhofsvorplatz und Bahnsteig. Dann können Personen mit körperlichen Einschränkungen, Eltern mit Kinderwägen und Fahrradfahrer:innen den Bahnsteig und damit die S-Bahn sehr komfortabel erreichen. Geschäftsführer Mag. Gerald Klug unterstreicht die Wichtigkeit der Barrierefreiheit: „Die Fahrgastbereiche von Bahnanlagen werden mittelfristig barrierefrei ausgebaut, denn nur dadurch ist die niederschwellige Nutzung von öffentlichem Verkehr möglich. Die Errichtung der Aufzuganlagen am Bahnhof in Premstätten-Tobelbad war zudem ein langjähriger Wunsch von Fahrgästen und lokaler Bevölkerung. Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH freut sich sehr, dass die Liftanlagen jetzt realisiert werden konnten.“ Die neuen Lifte fassen bis zu 13 Personen und tragen jeweils maximal 1000 Kilogramm. Die Errichtung der beiden gläsernen Aufzuganlagen kostete insgesamt rund 280.000 Euro. Text: G-PR / Symbolfoto: GKB_Archiv GKB unterstützt Marienstüberl GKB arbeitet an Barrierefreiheit Moderner Personenlift an einem GKB-Bahnhof (Symbolfoto) Am 14. Dezember 2022 übergab GKB-Generaldirektor Mag. Franz Weintögl eine Lebensmittelspende an das Marienstüberl der Caritas Steiermark. Insbesondere in schwierigen Zeiten wie diesen, unterstützt die GKB in der Weihnachtszeit die Schwächsten der Gesellschaft mit konkreten Aktionen. In diesem Jahr überreichte das Unternehmen eine große Lebensmittelspende mit Grundnahrungsmitteln, aber auch Süßigkeiten, im Wert von rund 1000 Euro. Die Spende der GKB kommt in diesem Jahr dem Marienstüberl zugute, worüber sich dessen Leiter Philipp Friesenbichler sehr freute. Das Marienstüberl ist eine Begegnungsstätte für Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Es ist gelungen, diesen Treffpunkt zur Heimat für jene werden zu lassen, denen es nicht nur an Essen, sondern auch an Gemeinschaft und Sicherheit mangelt. Das Team des Marienstüberl versorgt täglich bis zu 280 Bedürftige mit Mahlzeiten, einer warmen Stube und einem offenen Ohr. Die Klient:innen können dort auch zur Ruhe kommen und erhalten bei Bedarf medizinische oder soziale Betreuung. Generaldirektor Weintögl über das soziale Engagement: „Die GKB hat als erfolgreiches steirisches Wirtschaftsunternehmen, auch eine soziale Verantwortung für die Menschen in unserem Bundesland. In Zeiten allgemeiner Teuerungen und multipler Krisen ist es uns daher ein echtes Herzensanliegen, bedürftigen Steirerinnen und Steirern, zu helfen.“ Text & Foto: Redaktion Nahrungsmittelspende für das Marienstüberl durch die GKB

21 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Tagessiegerin Komm. Obstl. Krutzler (M. h.) mit den anderen Siegerinnen und Siegern Großartige Veranstaltung des VR1 – Partnerschaftsschießen voller Erfolg Am 12. Oktober 2022 fand das schon traditionelle Partnerschaftsschießen des Versorgungsregiments 1 des ÖBH am Schießplatz Feliferhof statt. VR1-Kommandantin Oberstleutnant Mag. Jasmine Krutzler konnte beim heurigen Partnerschaftsevent außerordentlich viele Mitarbeiter:innen der Energie Steiermark AG und der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH begrüßen. Tolles Programm Neben den obligatorischen Schießbewerben mit dem Sturmgewehr 77 und der Pistole 80, gab es in diesem Jahr ein sehr ansprechendes Rahmenprogramm mit Bogenschießen, Nerf-Schießen sowie Ballsport- und Geschicklichkeitsbewerben. Die Stimmung unter den vielen Teilnehmer:innen und Soldat:innen war großartig. Nach Bewirtung mit Bratwurst und Gulaschsuppe, fand das Partnerschaftsschießen 2022 mit einer stimmigen Sieger:innenehrung seinen Ausklang. Auf die Gewinner:innen warteten tolle Preise und besonders große Pokale. Die Vertreter der GKB, Prok. Peter Kronberger und Partnerschaftsbeauftragter Mag. Ernst Suppan, dankten dem VR 1 für die Einladung zur Veranstaltung und die großartige Unterstützung der GKB im Jahr 2022. Text: Red. / Fotos: ÖBH_VR1 & ES Österreichisches Bundesheer | GANZ KURZE BERICHTE OWm Georg Winkler (r.) b. Rahmenbewerb Die GKB-Schützen machten gute Figur Am Schießstand für das Sturmgewehr 77 Erstklassige Bewirtung vor Ort durch d. VR1 Pistolenschießen auf 10 Meter

22 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 GKB bei regionaler Bildungsmesse Die GKB hat sich bereits seit Jahren der Förderung des Breiten- und Jugendsports in der Weststeiermark verschrieben. Das Unternehmen unterstützt Vereine des Breitensports bei der Beschaffung von Sportbekleidung oder Sportausrüstung. Aktuell sponserte die GKB u. a. neue Trikots für die Mannschaften 4 und 5 sowie für die Jugendmannschaft der ATSE-Tischtennissektion. Die höchst erfolgreichen Spieler:innen tragen die GKBDressen bei allen Spielen der steirischen Meisterschaft, bei Turnieren und auch nationalen bzw. internationalen Bewerben. ATSE-Spielerin Herta Meinhart gewann heuer bei den bei den Österreichischen Seniorenmeisterschaften im Tischtennis den Meistertitel und bei den Senioren Europameisterschaften in Rimini die Bronzemedaille. Die Jugendspieler Valentin Huber und Tobias Teuschler holten beim Styria Nachwuchscup jeweils den 2. Platz. Auch die Sportler:innen der Fußballmannschaften des ATUS Sadiki Bau Bärnbach wurden von der GKB unterstützt. Bei der diesjährigen Jugendabschlussfeier des Vereins wurden 105 Jugendliche der Mannschaften U7, U8, U9, U11, U13 und U15 mit neuen T-Shirts überrascht. Die GKB freut sich mit den Sportler:innen über ihre Leistungen und wünscht weiterhin viel Erfolg. Text: Red. / Symbolfoto Sportförderung in der Region GANZ KURZE BERICHTE | Menschen & Region Am 7. Oktober 2022 fand endlich wieder die regionale Bildungsmesse in der Koralmhalle in Deutschlandsberg statt. Die GKB nahm an der Bildungsmesse für Aus- und Weiterbildung mit Lehrlingsschwerpunkt teil. Die Messe soll Schüler:innen dazu motivieren, sich bei mehr als 60 Ausstellenden Informationen über die Möglichkeiten beruflicher (Aus-)Bildung zu holen. Zahlreiche Besucher:innen nutzten die Chance. Ein GKBTeam, bestehend aus dem Lehrlingsausbildner Herrn Koinegg, Lehrling Lukas und der Lehrlingsbeauftragten Frau Zirngast, begrüßten die Fachkräfte von morgen. Die Schüler:innen wurden persönlich beraten und bekamen Infos zur dualen Lehrlingsausbildung: Bei der GKB kann man aus 7 Lehrberufen wählen! Es wurde bei der Berufsorientierung geholfen, aber auch über die Berufsvorbereitung, eine mögliche „Schnupperwoche“ oder „Berufspraktika“ informiert. Auch Fragen zum Berufsschulbesuch, zu Lehrinhalten und bezüglich der nötigen Anforderungen wurden beantwortet. Um metallverarbeitende Tätigkeiten besser vorzeigen zu können, hatte GKB-Lehrling Lukas eine Werkbank aufgebaut. Zudem informierte die GKB über Weiterbildungschancen: Denn nach der Lehre, bietet die GKB weiterführende Ausbildungen in Bahnberufen an. Die GKB lieferte bei der Messe attraktive Angebote für angehende Lehrlinge, aber auch andere Bewerber:innen sind jederzeit willkommen. Infos unter: www.gkb.at Text: Red. / Foto: A. Zirngast Beim Messestand gab es Infos zu 7 Lehrberufen und zur Eisenbahn GKB unterstützt den Breitensport in der Region

23 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | In vielen Ländern Südostasiens ist die Reise bei gemütlichem Tempo mit dem Zug möglich. In Vietnam und Kambodscha warten auf Zugreisende auch besondere Abenteuer. Rauchschwaden versperren kurz die Sicht und es riecht nach verbrannter Kohle. Eine alte Frau entfacht ein Feuer in ihrem kleinen Ofen vor der Wohnungstür und setzt den Teekessel auf. In der breiten Eingangstüre leuchtet der Ahnenaltar. Auf ihn werden Opfergaben für die Toten gelegt und Räucherstäbchen entzündet. Durch die schmale Gasse führen die Gleise der Eisenbahnlinie von Hanoi nach Ho-Chi-Minh-Stadt, dem früheren Saigon. Sie ist eine der wichtigsten Bahnstrecken in Vietnam und verbindet die Hauptstadt mit dem Süden des Landes. Zwei Minuten bevor der nächste „Wiedervereinigungs-Express“ um 10:05 Uhr fahrplanmäßig Hanoi verlässt ist in der Gasse keine Spur von Hektik zu bemerken. Im Schlafanzug wird Kleinholz gehackt und das Feuer für den Tee geschürt. Dann schieben zwei Schrankenwärterinnen die Rolltore an der Hauptstraße zu und unterbrechen den endlosen Strom der knatternden Motorräder für kurze Zeit. Unaufhörlich pfeifend rollt der Wiedervereinigungs-Express aus dem Bahnhof und nimmt in der Gasse an Fahrt auf. Wie ein Wurm schiebt sich die bullige Diesel-Lok immer schneller an den Wohnungen vorbei. Die quietschenden Räder wirken einen Meter von den Eingangstüren entfernt wie Rollmesser. Staub und Abfall wirbeln durch die Luft. Kaum verlässt der letzte Waggon die Gasse, geht das Alltagsleben auf den Schienen weiter: Mit Geschäften, Essen, Spielen und Arbeiten. Mit dem Wiedervereinigungs-Express in den Süden Im Zug beginnt für die Fahrgäste eine lange Reise durch Vietnam. Die Franzosen bauten während ihrer Kolonialherrschaft die Nord-Süd-Verbindung in Meterspur. Mit dem Wiedervereinigungs-Express über den legendären Wolkenpass in Vietnam Vietnam & Kambodscha | REISEBERICHT Bambuszug und Soft Sleeper – Zugreiseabenteuer in Vietnam und Kambodscha Nach der Abfahrt geht es mitten durch die Vorstadthäuser von Hanoi

24 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 Im Speisewagen des Wiedervereinigungs-Express durch die Reisfelder Vietnams Seit 1936 wurde die Verkehrsader durchs Land nicht mehr nennenswert erweitert oder verbessert. Der schnellste Zug bewältigt die 1.726 Kilometer lange Strecke in rund 30 Stunden. Wer es sich leisten kann, fährt im „Soft Seater“ Waggon und genießt den Blick in die subtropische Landschaft von einem weichen Sitz aus. Aber auch in der buchstäblichen Holzklasse kann noch gereist werden. Die Reise im „Hard Seater“ Waggon ist die günstigste Möglichkeit, um durch Vietnam zu reisen. Touristinnen und Touristen überwinden die weiten Entfernungen gern im Nachtzug. Im „Hard Sleeper“ Waggon sind sechs Fahrgäste in einem Abteil untergebracht. Auch wenn der Name etwas anderes vermuten lässt, sind die Pritschen gepolstert. Zu viert im Abteil reist man im Soft Sleeper Waggon. Neben der staatlichen Eisenbahn können auch VIP-Abteile von privaten Anbietern gebucht werden. Die Wagen sind auf beliebten Strecken in Regelzügen eingereiht. Der Unterschied liegt in der Servicequalität und dem Reisekomfort. Bei einer Nachtfahrt lassen sich große Entfernungen im Schlaf überwinden und Kosten für eine Übernachtung sparen. Manch schöne Streckenabschnitte könnten einem in der Dunkelheit aber entgehen. Eine der schönsten Zugfahrten in Vietnam führt über den Wolkenpass. Der Đèo Hai Vân, wie der Pass auf Vietnamesisch genannt wird, liegt zwischen den Städten Hue und Da Nang, etwa in der Mitte Vietnams. Erst führt die Fahrt durch Reisefelder, dann windet sich die Bahnstrecke entlang der Küste über den Pass. Vom Zugfenster aus bietet sich ein traumhafter Blick über die Küste und auf das weite Meer. Der Wolkenpass ist die klimatische Grenze zwischen dem Norden und dem Süden Vietnams. Oft versperren dichte Wolken den Blick auf die reizvolle Landschaft. Entlang der NordREISEBERICHT | Vietnam & Kambodscha Lotus-Express-Train - Im VIP-Schlafwagenabteil durch Vietnam

25 Ausgabe 100 - Dezember 2022 | Vietnam & Kambodscha | REISEBERICHT Süd-Route können beliebte Reiseziele wie die alte Kaiserstadt Hue, die Altstadt von Hoi An über Da Nang, die Badeorte Nha Trang oder Mui Ne über Phan Thiet erreicht werden. Bei Touristinnen und Touristen ist auch die Reise von Hanoi in den Nordwesten Vietnams nach Sa Pa beliebt. Die tägliche Nachtzugverbindung von Hanoi nach Nanning in China ist seit Beginn der Coronavirus Pandemie eingestellt. Auch zum Nachbarn Kambodscha besteht derzeit keine Bahnverbindung. Der Bau einer Bahnstrecke zwischen HoChi-Minh-Stadt (früher Saigon) und der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh ist schon lange geplant, wurde bisher aber noch nicht realisiert. Unterwegs in der Holzklasse: Ein Hard-Seeter-Waggon der vietnamesischen Staatsbahn Bahnreisen in Kambodscha Das Bahnnetz in Kambodscha wurde nach mehreren Jahren Pause im Jahr 2016 für den Personenverkehr reaktiviert. Von kambodschanischen Phnom Penh führen dieselbetriebene Strecken Richtung Süden ans Meer nach Sihanoukville und Richtung Norden nach Battambang und weiter an die Thailändische Grenze. Auch zum Flughafen Phnom Penh führt eine kurze Bahnstrecke. Zugreisen in Kambodscha sind etwas für Abenteurerinnen und Abenteurer. Fahrpläne und bediente Strecken ändern sich häufig, während der Coronavirus Pandemie wurde der Verkehr ganz eingestellt. Seit Sommer 2022 fährt auf den Fernstrecken zumindest einmal am Tag ein Personenzug. Während der Terror-Herrschaft der Roten Khmer von 1975 bis 1978 wurden das Land und viele Verkehrswege zudem vermint und damit für Jahrzehnte unpassierbar. Kurios: Bei Battambang teilen sich deshalb die sogenannten Bambuszüge die Gleise mit den Regelzügen. Ein Zug der königlichen kambodschanischen Staatsbahn - der Royal Railway Cambodia - vor der Abfahrt

26 | Ausgabe 100 - Dezember 2022 REISEBERICHT | Vietnam & Kambodscha Bamboo-Train - Der Bambuszug Nahe der Stadt Battambang bauten Bauern aus zwei Eisenachsen mit vier Rädern und einer einfachen Plattform aus Holz ein Fortbewegungsmittel für die Schiene. Ein benzinbetriebener Motor, meist eine Wasserpumpe aus der Entwicklungshilfe, trieb über einen Riemen eine Achse an: Der „Bamboo-Train“ war geboren und verband schwer zugängliche Dörfer und Reisfelder durch verminte Gebiete auf den Gleisen der Königlichen Eisenbahn. Später leisteten die Bambus-Züge vor allem in der Regenzeit gute Dienste. Bei schwer passierbaren und vermurten Straßen wurden sie zum wichtigen Transportmittel. Die Bambuszüge entwickelten sich zu einer beliebten Touristenattraktion. Mit lautem Klacken hüpfen die kleinen Plattformen über die Schienenstöße. Schon oft wurde ihr Ende vorhergesagt. Selbstgebaute Verkehrsmittel haben auf den Gleisen eigentlich keinen Platz mehr. Und trotzdem fahren sie immer noch. Bei Gegenverkehr werden sie rasch von den Gleisen gehoben, um entgegenkommenden Zügen Platz zu machen. An der Grenze Poipet / Aranyaprathet wurden die Schienennetze von Kambodscha und Thailand vor wenigen Jahren verbunden. Internationale Zugreisen zwischen den beiden Ländern sind trotzdem nicht möglich. Die Grenze muss zu Fuß überquert werden. Vom Bahnhof Ban Klong Luk Border, direkt am Grenzübergang Aranyaprathet, ist zweimal täglich die Weiterreise mit dem Zug in die Thailändische Hauptstadt Bangkok möglich. Mehr über Zugreiseabenteuer und Tipps für Thailand und Malaysia in der nächsten Drehscheibe-Ausgabe. Inspirationen, Videos und Tipps für Zugreisen in Südostasien und Urlaub ohne Auto finden Interessierte auf: www.andersreisen.net Text & Fotos: Gerhard Liebenberger Der repräsentative Hauptbahnhof von Phnom Penh in Kambodscha Unterwegs mit dem Bamboo Train - Der Bambuszug ist eine Art Motor-Draisine Kambodscha: Leben entlang und an den Gleisen

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