Von der Weststeiermark nach Europa

102 Tagbau Oberdorf der GKB Probleme. Daher sank die Fördermenge im Jahr 1988 auf 1,1 Millionen Tonnen. Abgesehen vom Jahr 1945 war in der Zweiten Republik nie weniger Kohle abgebaut worden. Letztlich konnte auch diese Menge nicht mehr vollständig abgesetzt werden. Das Kraftwerk Voitsberg, deren Besitzer sich zur Abnahme von einer Million Tonnen Kohle pro Jahr verpflichtet hatte, verbrauchte nun deutlich weniger als erwartet. Daher entstand ein überaus großer Kohlenüber - schuss. In den Lagern der GKB und auf dem Gelände des Kraftwerks befanden sich rund 2,5 Millionen Tonnen des nun nicht mehr so begehrten braunen Goldes. Zwi - schen 1987 und 1990 wurde daher das Dampfkraftwerk in St. Andrä im Lavanttal beliefert. Dieses gehörte ebenfalls der ÖDK und erhielt pro Jahr 325.000 Tonnen Kohle. Die Bussparte der GKB musste gegen Mitte der 1980er-Jahre einige ernsthafte Rückschläge hinnehmen. Dafür waren mehrere Gründe verantwortlich. So sanken die Fahrgastzahlen aufgrund des weiterhin steigenden Individualverkehrs zuse- hends. Vollzahlerinnen und Vollzahler machten überdies wegen zahlreicher Ermäßi - gungen einen immer kleineren Anteil am gesamten Passagieraufkommen aus. Die Einnahmen hinkten daher den Betriebskosten zunehmend stärker hinterher. Um das Busgeschäft einigermaßen profitabel zu halten, wurden einige Buslinien nicht mehr befahren. So wurde 1986 der seit 1960 bestehende Werkverkehr von Ratten nach Kindberg an einen privaten Busunternehmer ausgelagert. 1990 kam es nach der Schließung des Bergbaus Karlschacht zur Einstellung der Buslinie von Fohns- dorf nach Köflach. Zusätzlich wurde der Fuhrpark deutlich verkleinert. Dabei setzte die GKB ab Ende des Jahrzehnts auf weniger Busse, jedoch auf mehr Komfort. Die neu angekauften Modelle entsprachen nun immer öfter im Wesentlichen den Anforderungen des Reiseverkehrs. So erwarb die GKB 1988 zwei MAN AM 362H speziell für den Tur - nusverkehr nach Griechenland. Ein Jahr später wurde schließlich der erste Bus mit Videoanlage in den Fuhrpark aufgenommen. Dabei handelte es sich um das Modell MAN 362 FRH. Diese Investitionen in den Reiseverkehr machten sich letztlich bezahlt. Außerdem führt die Einstellung von Linien zu einer wirtschaftlich vertret - baren Relation zwischen gefahrenen Kilometern und erzielten Erlösen. Zu Beginn der 1990er-Jahren konnte sich die Bussparte der GKB daher stabilisieren. Im Eisenbahnbereich setzte sich der Abwärtstrend bis Ende des Jahrzehnts fort. Vor allem die Güterverkehrsleistung brach dabei massiv ein. Dies hing natürlich unmittelbar mit der Schließung von Kohlenbergwerken im weststeirischen Revier zusammen. Die damit verbundene Senkung der Fördermengen machte der GKB schwer zu schaffen. Zu allem Überfluss sank auch die Kohlennachfrage. Bereits 1988 unterschritt die Güterverkehrsleistung des Unternehmens daher erstmals seit Kriegsende die Marke von einer Million Tonnen. 1990 wurden schließlich etwas

RkJQdWJsaXNoZXIy NTgxNjc=