Drehscheibe Nr. 96 Dezember 2021

Ausgabe 96 | Dezember 2021 Magazin der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH LTE - Logistic and Transport nimmt moderne Servicewerkstätte in Niederösterreich in Betrieb Die LOCMASTA geht in Betrieb

2 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 2 16 & Steirische Eisenbahnfreunde (StEF) 26 Die „Drehscheibe“ ist das PR- und Mitarbeiter:innenmagazin der GKB. Sie ist eine nach Bedarf erscheinende Informationsschrift. Alle erschienenen Ausgaben und weitere aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter: www.gkb.at Medieninhaber: Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH Herausgeber: Mag. Ernst Suppan Redaktion: Mag. Carmen Loibnegger Mag. Ernst Suppan Layout: Jasmin Motschnik Anschrift: Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH Direktion / Abteilung G-PR Köflacher Gasse 35 – 41, 8020 Graz 0316 / 5987 – 315 drehscheibe@gkb.at Druck: Koralpendruckerei Ges.m.b.H. 8530 Deutschlandsberg Auflage: 4.500 Stück im Quartal Fotos: Cover: LTE-group / Poster: K. Ferk Ansonsten: GKB-Archiv, K. Ferk, J. Motschnik, Mag. C. Loibnegger, oder Mag. E. Suppan bzw. lt. jeweiliger Textanmerkung; Inhalt Impressum Editorial Die aktuelle Ausgabe der Drehscheibe erscheint trotz des bereits 4. Lockdowns planmäßig. Die Geschäftsführung blickt zurück auf ein weiteres Corona-Jahr. Im Leitartikel berichten wir über die neue LTE-Servicewerkstätte LOCMASTA. Danach stellen wir eine innovative Planungsmethode vor. Im Anschluss führen wir ein informatives Interview mit dem Verkehrsexperten DI Dr. Harald Frey von der TUWien. Der Baustellenreport berichtet über den Umbau des Bahnhofes Oisnitz-St. Josef und Gleisbauarbeiten im Bereich Graz Umgebung. Der historische Beitrag beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte des Bahnwärterhauses. Im Personalteil stellen wir neue Mitarbeiter:innen vor und widmen uns Diversity-Themen. In der Rubrik „News and Facts“ stellen wir die Linienführung der neuen Tramlinien im Grazer Westen vor, berichten über Sportförderung sowie ein Tanzturnier. Im Reisebericht geht es per Zug von Westdeutschland über Ostdeutschland zurück nach Nürnberg in Franken. Die Steirischen Eisenbahnfreunde informieren über die Jahreshauptversammlung 2021, die Saison 2022 und stellen ihren neuen Obmann Christian Tudor vor. von Mag. Ernst Suppan Chefredakteur INHALT | EDITORIAL | IMPRESSUM Damit die Einsamkeit #vorbei ist. Damit die Pandemie vorbeigeht. Lassen auch Sie sich impfen. www.Österreich-imp .at

3 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Auch das zweite Jahr der Pandemie war für die GKB nicht gerade einfach, aber unser Unternehmen meisterte alle Herausforderungen großartig. Auf eine Entspannung der allgemeinen Situation durch die Umsetzung der nationalen Impfkampagne und einen vergleichsweise ruhigen Sommer, folgten leider ein schwieriger Herbst und ein wenig erfreulicher Winter. Relativ rasch nach der Urlaubssaison im Sommer stiegen die Corona-Zahlen erneut an, daraus ergab sich auch Handlungsbedarf für die GKB. Verwirrende, ja sogar widersprüchliche Verordnungen und Vorgaben, uneinheitliche Informationen und nicht geklärte Zuständigkeiten ergaben ein Wirrwarr, dass von den verantwortlichen Personen im Unternehmen nur schwer zu durchblicken war. Trotzdem meisterte die GKB alle Herausforderungen mit Bravour, wofür den Führungskräften und allen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern gedankt sei. Stabilität und Sicherheit Trotz der guten ökonomischen Entwicklung ist eine globale Pandemie, für jedes Unternehmen, eine wirtschaftliche Herausforderung. Der GKB gelang es im Jahr 2020 trotzdem einen Gewinn zu erwirtschaften. Die Ausbaupläne und Entwicklungskonzepte konnten von der GKB weitgehend umgesetzt und erste Projektplanungen abgeschlossen werden. Einige größere Infrastrukturprojekte werden im Jahr 2022 plangemäß zum Abschluss gebracht. Damit liefert die GKB einen weiteren schlagenden Beweis für die hohe Leistungsfähigkeit und große Professionalität von regional gut verankerten Mobilitätsunternehmen. Die GKB ist in diesen äußerst schwierigen Zeiten ein Stabilitätsfaktor für die gesamte Region und ein verlässlicher Partner für die Bevölkerung, aber auch ein verantwortungsvoller Arbeitgeber für die Menschen. Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH und ihre vielen in der Region beheimateten Mitarbeiter:innen, garantieren die Sicherstellung von öffentlicher Mobilität in der Weststeiermark. GKB baut bereits an der Zukunft Die Mobilität in der Region und die GKB als Mobilitätsanbieter, sollen sich bis 2030 massiv weiterentwickeln. Die Elektrifizierung der GKB ist ein echtes Jahrhundertprojekt. Dadurch wird es zu einem Paradigmenwechsel im Unternehmen kommen. Die GKB war noch nie in ihrer Geschichte derart großen Veränderungen unterworfen, wie sie nun auf das Unternehmen zukommen. Die Elektrifizierung des Streckennetzes und die Vielzahl an begleitenden Infrastrukturprojekten sind ein wichtiger Teil der Mobilitätswende in der Steiermark. Sie werden zur Erreichung der österreichischen Klimaziele beitragen. Ein ergänzendes Busangebot in den Regionen, ein noch stimmigeres Mikro-ÖV-Konzept und der Ausbau von E-Mobility werden diese zukunftsorientierte Mobilitätsvision abrunden. Dafür muss sich das Unternehmen, jedoch strukturell und technisch massiv weiterentwickeln. Nur dadurch kann die GKB, nach einem umfangreichen Transformationsprozess, auch zukünftig die höchsten Ansprüche an moderne Mobilität erfüllen. Damit bleibt die GKB, weiterhin, das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs im Südwesten des Grazer Zentralraums und in der gesamten Weststeiermark! von KR Mag. Franz Weintögl Generaldirektor der GKB GKB steht für Stabilität und Kontinuität in schwierigen Zeiten Jahresrückblick 2021 | GESCHÄFTSFÜHRUNG

4 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Die von LTE-CEO Ing. Mag. Andreas Mandl vor vielen Jahren entwickelte Vision, einer engen Zusammenarbeit mit Joint-Venture-Partnern im Servicebereich, erblickte nun als Locomotive Maintenance Station (LOCMASTA) das Licht der Welt. Das neue Servicezentrum mit Lokstützpunkt der LTE und ihrer Partner in der Nähe von Wien, wurde fertiggestellt und ging im September 2021 in Betrieb. Nach etwas mehr als einjähriger Bauzeit können dort ab sofort Multisystemlokomotiven gewartet werden. Der Stützpunkt in Gramatneusiedl, ca. 20 Kilometer südöstlich von Wien, wurde aufgrund der strategisch günstigen Lage im Schnittpunkt internationaler Schienengüterverkehrskorridore gewählt. Das LOCMASTA-Areal beherbergt eine ganze Menge. Es werden auf funktionalen Arbeitsständen moderne Multisystemlokomotiven gewartet. Vorerst vom Typ Siemens Vectron und Taurus, langfristig wird das Leistungsspektrum aber auch auf Bombardier Traxx-Lokomotiven ausgeweitet. Auf bis zu sechs Arbeitsständen werden leichte Instandhaltungstätigkeiten („Light Maintenance“) durchgeführt. Neben einem Außen- und Innenlager gibt es im Bürotrakt moderne Arbeitsplätze, flexibel einsetzbare Meeting-, Schulungs- und Sozialräume. Es wurde Aufgrund von Covid-Investitionsprämien für Digitalisierung und Nachhaltigkeit in hochwertige Anlagen, Werkzeuge und Prüfmittel investiert. LOCMASTA hat den Anspruch im Bereich der leichten Instandhaltung einen neuen Standard zu setzen und zur modernsten Lokwerkstatt zu werden. Partner setzen ihr Knowhow ein Teamwork wurde von Anfang an großgeschrieben. So griff man auf das Knowhow aller Joint-Venture-Partner und deren Gesellschafter zurück. In der Projektphase, aber auch im zukünftigen operativen Betrieb, werden Dienstleistungen von LTE, ÖBB und GKB in Anspruch genomLTE | Servicewerkstätte LOCMASTA geht in Betrieb Hochmoderne Arbeitsgrube für Servicearbeiten unter den Schienenfahrzeugen LOCMASTA - Neues Servicezentrum der LTE in Gramatneusiedl fertiggestellt

5 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Servicewerkstätte LOCMASTA geht in Betrieb | LTE men, damit sich die Organisation der ETL auf die operativen Prozesse fokussieren kann. Die ELL wiederum liefert wertvolles technisches Knowhow, über das sie aufgrund der jahrelangen Erfahrung mit ihrer großen Lokomotivflotte verfügt. So entstand in Gramatneusiedl, einem wichtigen Knotenpunkt europäischer Güterverkehrskorridore, dieses ambitionierten Joint Venture aus LTE, ÖBB TS, und ELL. Dies ist ein weiterer Beitrag, um die Schiene als internationalen Transportweg zu stärken und das Erreichen der Klimaziele zu unterstützen. In Zukunft sollen an diesem Stützpunkt bis zu 40 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit State-of-the-art-Equipment können alle interessierten Unternehmen betreut werden. Sicherheit und Qualität haben oberste Priorität Innovativ ist unter anderem auch das Auftragsmanagementsystem. Gemeinsam mit dem Softwarepartner BOOM wird ein System implementiert, welches die Automatisierung und Digitalisierung unterstützt. Oberste Priorität haben dabei aber die Themen Sicherheit und Qualität. Daher wird die Betriebsgesellschaft ETL zum Start des Regelbetriebes ISO-zertifiziert sein. Der nächste große Meilenstein ist die Erlangung des ECM 4 Zertifikates. Geringer ökologischer Fußabdruck Im Zuge der Errichtung der Lok-Werkstätte mussten im vergangenen August rund 3.600m² bewaldete Böschung dem Bagger weichen. Nach Erhalt des Rodungsbescheides wurden die Arbeiten zügig durchgeführt, um den Bauzeitplan nicht zu gefährden. Parallel dazu begann das Team mit der Suche nach einer mögLOCMASTA - Die neue hochmoderne Servicewerkstatt der LTE - Logistic and Transport Alles auf Schiene bei der LTE! lichen Aufforstungsfläche. Jedem Teammitglied war es ein Bedürfnis, eine Fläche zu finden und Bäume zu pflanzen, statt einfach eine einmalige Ersatzzahlung zu leisten - ganz dem Motto "Green Logistics" verpflichtet. Möglich machte dies eine Kooperation mit der Marktgemeinde Enzersdorf an der Fischa, sie stellte Flächen zur Verfügung, die ein Aufforstungsprojekt möglich machten. Die LOCMASTA-Betriebsgesellschaft ETL darf sich nun stolz „Waldbesitzer“ nennen. Die Marktgemeinde Enzersdorf übernimmt in Erfüllung der Auflagen des Rodungsbescheides die Pflanzung von Setzlingen auf einer Fläche von 10.800 m², deren regelmäßige Pflege und Bewässerung, aber auch eine gegebenenfalls nötige Nachpflanzung. Durch diese nachhaltige Maßnahme, reduziert sich der ökologische Fußabdruck des Projektes LOCMASTA ganz erheblich. Text: Mag. Carmen Loibnegger & ES Fotos: Matthias Haiböck

6 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 INFRASTRUKTUR | Innovatives Forschungsprojekt bei GKB Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH und das Planungsunternehmen BHM INGENIEURE entwickeln im Rahmen eines innovativen Forschungsprojektes eine neuartige Software-Anwendung, die komplexe statische Berechnungen ersetzen soll. Anstatt mit aufwändigen Betonkonstruktionen werden Unterführungen heute oft mit Röhren aus Wellstahl gebaut. Die Bauzeit dafür ist wesentlich kürzer, die Verkehrsbehinderungen somit geringer. Die statischen Berechnungen für die Konstruktion der Wellstahldurchlässe beruhen jedoch noch auf einer Handrechenmethode aus den 1970er Jahren. Neue computergestützte Methode Ein Team von Spezialist:innen des Grazer Planungsunternehmens BHM INGENIEURE und der GKB entwickelt nun eine computergestützte Methode, die der modernen Planung im digitalen Zeitalter gerecht wird. Wellstahldurchlässe sind im Boden eingebettete Rohre aus gewelltem Stahl. „Ihr Traglastverhalten entspricht nahezu dem einer Eierschale“, erklärt Dr. Andreas Kampleitner von BHM INGENIEURE, der das Forschungsprojekt zusammen mit Dr. Friedrich Novak von der GKB leitet. Dieser ergänzt: „Die Gemeinsamkeit ist die dünnwandige Hülle, welche durch die ausgeklügelte Form sehr großen Belastungen standhalten kann. Bei einer Zugsüberfahrt möchte sich das Rohr verformen. Dies wird jedoch durch den seitlich umge- Hochmodernes Unterführungsbauwerk aus Wellblechstahl wird in Deutschlandsberg errichtet Neue Software - Hochmoderne Planungsmethode für die Umsetzung von Wellstahlunterführungen entwickelt

7 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Innovatives Forschungsprojekt bei GKB | INFRASTRUKTUR benden Boden verhindert.“ Dieses komplexe System des Zusammenwirkens von Stahlrohr und Boden wird in dem Forschungsprojekt von BHM und GKB genauer beleuchtet. Durch Messungen und Versuche an bestehenden Wellstahldurchlässen soll es möglich werden, unter Einsatz modernster Software das genaue Last-Verformungsverhalten zu simulieren. Auch geotechnische Spezialisten werden dabei einbezogen, da die Eigenschaften des Bodens großen Einfluss haben auf die Tragfähigkeit der Wellstahldurchlässe. Aktuell finden Bodenuntersuchungen an bestehenden Unterführungen im Raum Graz statt. Technik erleichtert zukünftig die Planungen Mitte des Jahres 2022 soll das Forschungsprojekt abgeschlossen sein. Ziel ist es, in der Praxis bereits zur statischen Bemessung eingesetzte Computerprogramme so weiterzuentwickeln und einzusetzen, dass auch Wellstahlbögen samt umhüllendem Boden berechnet werden können. Die außergewöhnliche Interaktion zwischen Bauwerk und Boden mit Software-Einsatz am Computer simulieren zu können, erleichtert Ingenieuren die Planung von Wellstahldurchlässen bedeutend. „Es wäre ein großer Schritt nach vorn, die statischen Berechnungen nicht mehr händisch machen zu müssen“, sagt Kampleitner. Text: PA_BHM / Fotos: GKB_Ferk & GKB_INFRA Moderne Wellblechstahlunterführung mit Natursteinverbauung in der Liebocher Flurgasse Stabil trotz schneller Errichtung

8 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 INTERVIEW | Verkehrsexperte DI Dr. Harald Frey Drehscheibe: Herr Dipl.-Ing. Dr. Frey, welches Verkehrsmittel ist dem Verkehrsexperten das Liebste und warum? DI Dr. Frey: Kurze Distanzen lege ich gerne zu Fuß zurück, in der Stadt benütze ich, um rasch zu Terminen zu kommen mein Fahrrad und für größere Distanzen und innerhalb Österreichs bin ich mit Bahn und Bus unterwegs. So gesehen habe ich mehrere Lieblingsverkehrsmittel, je nach Bedarf und Situation – aber alle als Teil des so genannten Umweltverbundes. Drehscheibe: Sie setzten sich für den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, verkehrsberuhigende Maßnahmen, Fußgängerzonen, urbane Naherholungsmöglichkeiten und die Steigerung von Luft- sowie Lebensqualität ein. Was braucht es, um alle diese Ziele zu erreichen? DI Dr. Frey: Überzeugung und Engagement sind wesentliche Faktoren - sowohl in der Politik als auch der Verwaltung und bei Planer:innen. Nichts ist schwieriger als den Status quo zu verändern. Planung ist ein abstrakter Prozess; man muss den Menschen – die mit den Lösungen leben müssen – beweisen, dass „das Neue“ wesentliche Verbesserung bringt. In der Zwischenzeit gibt es erfreulicherweise eine Vielzahl an erfolgreichen Beispielen, die zeigen, wie Verkehrsberuhigung, die Verbesserung der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum oder die Stärkung der Region durch öffentliche Verkehrsmit- „Bekenntnis zur weiteren Stärkung der GKB als zentralen Mobilitätsdienstleister“ Das GKB-Magazin Drehscheibe sprach mit dem bekannten Verkehrsexperten DI Dr. Harald Frey von der Technischen Universität Wien über den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, die Mobilitätswende in Österreich, die Elektrifizierung der GKB und europäische Verkehrspolitik. tel einen Mehrwert für die Bevölkerung bringen, Abhängigkeiten vom privaten Pkw reduziert werden können und mit der Umsetzung dieser Maßnahmen ein Beitrag zur Klima- und Mobilitätswende geleistet wird. Drehscheibe: Welche Bedeutung haben lokal gut verankerte, Regionalbahnunternehmen für die Umsetzung der Klima- und Mobilitätswende? DI Dr. Frey: Ob eine Mobilitätswende tatsächlich gelingen kann, hängt wesentlich von den Strukturen und Entwicklungen in den Regionen außerhalb der Städte ab. Überall, wo heute noch Schieneninfrastrukturen existieren und Gemeinden zusammen mit erfolgreichen Regionalbahnunternehmen dafür sorgen, dass attraktive Alternativen zum Auto geschaffen und erhalten werden, finden wir jene Ausgangssituation für die Bewältigung der Klima- und Mobilitätswende vor, die wir eigentlich flächendeckend in Österreich benötigen würden. Die Regionalbahnunternehmen als Mobilitätsdienstleister sind die entscheidende Kraft, die es den Menschen ermöglicht, umweltfreundlich und klimaschonend sowohl zwischen den Gemeinden in den Regionen mobil zu sein, als auch verlässlich und stressfrei die Ballungszentren zu erreichen. Drehscheibe: Auf der Agenda der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH stehen bis 2030 massive Infrastrukturmodernisierungen und die Elektrifizierung des gesamten Streckennetzes. Wie beurteilen Sie dieses Jahrhundertprojekt für die Weststeiermark? DI Dr. Frey: Die geplanten Investitionen in die Schieneninfrastruktur sind ein klares Bekenntnis zur weiteren Stärkung der GKB als zentralen Mobilitätsdienstleister in der Region. Um die verkehrspolitischen Zielsetzungen der Verlagerungen von Verkehrsaufkommen von der Straße auf die Schiene zu erreichen, benötigt es auch eine moderne und an das steigende Fahrgastaufkommen angepasste Infrastruktur. Die Ausgestaltung der Haltestellen und Bahnhöfe als multimodale Knotenpunkte, ergänzt durch Sharingund Mikro-ÖV Konzepte kann das Fahrgastpotenzial heben und die Attraktivität der Regionalbahnen zusätzlich stärken. Die Elektrifizierung des Streckennetzes liefert einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduktion. Drehscheibe: Welche regional- bzw. volkswirtschaftlichen Effekte hat der Ausbau des öffentlichen Mobilitätsangebots? DI Dr. Frey: Regionalwirtschaftliche Effekte ergeben sich bereits direkt in der Phase der Errichtung, von größerer Bedeutung sind jedoch jene Effekte, die erst nach der Inbetriebnahme und durch das Vorhandensein der neuen bzw. attraktivierten Infrastruktur wirksam werden. Dazu zählen die direkten Beschäftigungseffekte, welche durch den Betrieb der Verkehrsinfrastruktur und damit durch die Regionalbahn induziert werden sowie eine Vielzahl weiterer regionalwirtschaftlicher Effekte, die allgemein durch das Vorhandensein von Infrastruktur und im Speziellen durch Eisenbahnstrecken ausgelöst werden. Ein attraktives öffentliches Mobilitätsangebot ermöglicht den Pendelnden eine kostengünstige und bequeme Alternative zum Pkw und erhöht den Standortvorteil von Unternehmen entlang von Achsen des öffentlichen Verkehrs. Bahnanschlüsse von Industrie- und Gewerbebetrieben stellen einen weiteren Standortvorteil dar, wenn durch die zusätzliche Verbindung Transportzeiten und oder -kosten eingespart werden können. Nicht zuletzt sind die Effekte auf

9 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | die Freizeit- und Tourismusmobilität zu beachten, indem beispielsweise neue Kunden:innengruppen erreicht werden. Drehscheibe: Zentrale politische Weichenstellungen erfolgen oft auf europäischer Ebene. Welche wirtschafts-, verkehrs- und klimaschutzpolitischen Entscheidungen wünschen sich Verkehrsexpert:innen von der Europäischen Union? DI Dr. Frey: Die EU-Verkehrspolitik ist stark widersprüchlich und wird durch große Lobbyorganisationen der Autound Erdölindustrie (mit-)bestimmt. Während hohe Summen in die hochrangige Straßen- und Schieneninfrastruktur und dabei insbesondere in Großprojekte investiert werden (transeuropäische Netze), werden die regionalen Rahmenbedingungen nur ungenügend berücksichtigt. Zwar bekennt man sich offiziell zu den Klimaschutzzielen, doch wirkliche Bestrebungen zu einer umfassenden Mobilitätswende über die Antriebstechnologie hinaus existieren nicht. Eine wesentliche Steuerungsmöglichkeit wäre eine wirksame Wegekostenrichtlinie, die die so genannten externen Kosten, also die Folgen durch Luftverschmutzung, Lärm, Verkehrsunfälle, usw. ausreichend und konsequent berücksichtigt und den Nationalstaaten auch ausreichend Gestaltungsspielraum gibt. Die Schweiz hebt seit 2001 eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe für alle Nutzfahrzeuge über 3.5t auf allen Straßen ein. In diesem Zeitraum ging beispielsweise die Zahl der alpenquerenden Lkw-Fahrten um 33% zurück. Drehscheibe: Die Redaktion des GKBMagazins Drehscheibe dankt Ihnen für das Interview! Verkehrsexperte DI Dr. Harald Frey | INTERVIEW Dipl.-Ing. Dr. tech. Harald Frey studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Universität Wien und spezialisierte sich auf den Bereich Verkehrs- und Infrastrukturplanung. Er arbeitet seit dem Jahr 2006 im Forschungsbereich für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik der TU Wien. Seine Tätigkeiten in Lehre und Forschung belegen mehr als 400 Publikationen zu den Themen Verkehrs- und Siedlungsplanung, Mobilität und Systemdenken. Er ist Verfasser zahlreicher Verkehrskonzepte, Gutachten und verkehrstechnischer Untersuchungen in der Praxis. Seit dem Jahr 2011 leitet er den Arbeitskreis „e-mobility“ und ist stellvertretender Leiter des Arbeitskreises „Nachhaltige Infrastruktur“ der Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (ÖVG). Er ist Mitglied verschiedener Expertenkommissionen und seit 2020 Aufsichtsratsmitglied der Österreichischen Postbus AG und der ASFINAG.

10 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Als Teil der vielen Sicherungstechnikund Infrastrukturmaßnahmen der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH im Oisnitztal, wurde die Haltestelle in Oisnitz-St. Josef neugestaltet und modernisiert. Im August 2021 nahm die GKB im Zuge von Modernisierungsarbeiten eine große Anzahl von Infrastruktur- und Sicherungstechnikanlagen zwischen Lieboch und Wettmannstätten in Betrieb. Die verbliebenen Bahnübergänge in diesem Abschnitt wurden mit Schranken- und/oder Lichtzeichenanlagen gesichert. Alle diese Baumaßnahmen erhöhen die Verkehrssicherheit und bringen mehr Bequemlichkeit für die Fahrgäste der GKB. Umbaumaßnahmen in Oisnitz-St. Josef An der Haltestelle in Oisnitz-St. Josef war die Veränderung besonders augenscheinlich, da dort das alte Bahnhofsgebäude abgetragen werden musste. Die Abtragung des Gebäudes und der alten Außenanlagen war aufgrund der nötigen Neustrukturierungen leider notwendig. Es wurde dort eine Verbreiterung der Eisenbahnkreuzung umgesetzt und sie wurde zudem mit einer Schrankenanlage ausgestattet. Durch die Fertigstellung eines landwirtschaftlich genutzten Begleitweges, konnten zwei Eisenbahnkreuzungen, welche nicht technisch gesichert waren, aufgelassen werden. Dieser Weg zweigt nun rechts der Bahn, am Gurtweg in Richtung Süden ab und führt bahnparallel zu Äckern und Wäldern. Er konnte zeitgerecht im August 2021 für den öffentlichen Verkehr freigegeben werden. Die neue Gemeindestraße zweigt nun links der Umfangreiche Modernisierungen - Oisnitz-St. Josef wurde neugestaltet Moderner Wartebereich für Bahnfahrgäste mit barrierefreiem Zugang von den Parkflächen BAUSTELLENREPORT | Modernisierung des Bf. Oisnitz-St. Josef

11 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Gleisbauarbeiten im Oktober 2021 | BAUSTELLENREPORT Bahn, von Muttendorfberg kommend, in Richtung Süden ab und führt parallel zur Bahn bis zur Haltestelle und in den Oisnitzer Ortskern. Die mehr als 400 m lange Asphaltstraße, hat eine Breite von 4,75 m. Bei der Kreuzung gegenüber wurde die Fahrbahn großzügig erweitert. Dadurch soll bei Begegnungen zwischen Straßenfahrzeugen, der Rückstau zur Eisenbahnkreuzung minimiert und damit gefährliche Situationen vermieden werden. Neue Abstellflächen Es wurde rechts der Bahnstrecke eine neue Park and Ride-Anlage mit 24 PKWStellplätzen, inklusive Familien- und Behindertenparkplätzen, errichtet. Weiters stehen nun 25 überdachte Stellplätze für einspurige Fahrzeuge zur Verfügung. Außerdem erfolgte die Neuerrichtung moderner großzügig gestalteter Fahrgastunterstände, als Ersatz für das frühere Gebäude. Zudem erfolge eine Neugestaltung des Bahnsteigzuganges mit Stufen und einer langen Rampe zur P&R- bzw. B&R-Anlage, wodurch nun völlige Barrierefreiheit gegeben ist. Die Anlage wurde am 22. Oktober 2021 offiziell übergeben. Die GKB bedankt sich beim Bürgermeister und bei der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit, sowie bei den Anrainer:innen der Bahnanlagen und den Bewohner:innen von St. Josef für das Entgegenkommen während der umfangreichen Baumaßnahmen. Text: ES / Fotos: GKB_INFRA Moderne Fahrradabstellflächen am Bahnhof Oisnitz-St. Josef Hochmoderne und barrierefreie Park and Ride-Anlage in Oisnitz Gleisbauarbeiten in Graz Von 22. bis 30. Oktober 2021 wurden zwischen dem Graz Köflacherbahnhof und dem Bahnhof PremstättenTobelbad notwendige Ober- u. Unterbausanierungsarbeiten durchgeführt. Zum Einsatz kam dabei ein hochmoderner Schienenumbauzug. Dadurch konnte die Dauer der Bauarbeiten massiv verkürzt werden. Diese Gleisbaumaschine ist sehr lang und blockiert während der Bauarbeiten mehrere Eisenbahnkreuzungen, wodurch die Bahnübergänge leider gesperrt werden mussten. Außerdem musste bei 2 Eisenbahnkreuzungen die Gleiseindeckung saniert werden. Die technischen Daten zur Baustelle sind beeindruckend, so wurden insgesamt 900 m Gleisneulagen samt Unter- und Oberbausanierung umgesetzt. Zuerst mussten 2500 m³ Abraum abtransportiert werden. Danach wurden 1800 m neue Schienen - mit einem Gewicht von 108 Tonnen - und 1400 Stk. neue Betonschwellen verlegt. Außerdem wurden beeindruckende 3100 Tonnen neuer Gleisschotter eingebracht. Während der Bauarbeiten war ein Schienenersatzverkehr notwendig. Die GKB bittet alle Anrainer:innen und Verkehrsteilnehmer:innen um Verständnis für die Unannehmlichkeiten. Text: ES / Foto: GKB_Ferk Bei der GKB-Baustelle im Oktober kam eine hochmoderne Gleisbaumaschine zum Einsatz

12 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Nach Bahnhöfen und Haltestellen, waren früher sogenannte Bahnwärterhäuser die wohl verbreitetsten Bauwerke entlang einer Eisenbahnstrecke. Sie waren meist Arbeitsplatz und Wohnstatt gleichermaßen, stellen aber auch Kulturgut dar. Die Berufsgruppe der Bahnwärter, sie wurden in der Frühzeit der Eisenbahn auch als Bahnwächter bezeichnet, war für die Überwachung und Betreuung der Bahnanlagen und des dazu gehörenden Grundbesitzes zuständig. Zu den Aufgaben der Bahnwärter gehörten das händische Schließen und Öffnen von Schranken, sie stellten in Bahnhöfen die mechanischen Weichen oder sie waren für Beleuchtungskörper bzw. die Laternen in den Signalen verantwortlich. Mit dem dichter werden des Bahnbetriebes, wurde es zur Erfüllung dieser Aufgaben erforderlich, gewisse Dienststellen dauerhaft mit Bahnpersonal zu besetzen. Diese Bahnwärter erfüllten später, zusätzlich zu diesen Bedienhandlungen, auch bestimmte Kontroll- und Meldeaufgaben. Errichtung, Funktion und Nutzung Daher wurden an den Bahnstrecken, bereits in der Gründungszeit der frühen Eisenbahngesellschaften, erste Bahnwächter- bzw. Bahnwärterhäuser errichtet. Anfangs wurden Bahnwärterhäuser etwa in Größen zwischen 15 bis 35 m² gebaut und sie waren nicht mit einem Dienstraum ausgestattet, angeschlossen war jedoch oftmals ein Keller oder ein Stall. In Deutschland wurden teilweiEine kleine Kulturgeschichte des historischen Bahnwärterhäuschens HISTORISCHE BETRACHTUNGEN | Eine kleine Kulturgeschichte Das harte Leben im Bahnwärterhäuschen gehört schon lange der Vergangenheit an se sogar eigene Häuser für verheiratete Wärter und Wachthäuschen für ledige Wärter errichtet. Einige Wärterhäuser wurden von den Bahn- oder Streckenwärtern nur als temporäre Unterkunft, während der Kontrolle von Streckenabschnitten oder bei Gleisbauarbeiten, genutzt. Zumeist standen Bahnwärterhäuser aber an Eisenbahnkreuzungen, an Blockstellen, an Weichen oder an Abzweigstellen und dienten den für diese Einrichtungen zuständigen Bahnbediensteten und ihren Familien, als unmittelbar neben dem Arbeitsplatz gelegene Wohnstätte. Die Bewohner:innen dieser Häuser waren als Schrankenwärter:innen, als Stellwerker:innen, als WeichenEisenbahnbeamter mit Familie im Sulmtal Historische Aufnahme eines Bahnwärterhauses

13 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Eine kleine Kulturgeschichte | HISTORISCHE BETRACHTUNGEN steller:innen, Block(stellen)wärter:innen u.a.m. tätig. Oftmals unterstützte sogar die ganze Familie, teils auch offiziell und gegen ein geringes Entgelt, den jeweiligen Bahnbediensteten bei seiner Arbeit, da der Posten ja rund um die Uhr besetzt sein musste. Das Leben im Bahnwärterhaus und die "Eisenbahnerkuh" Das Leben der Eisenbahnerfamilien war auch bei der GKB früher zumeist recht karg, wenn nicht sogar ärmlich. Zur Verbesserung der meist unzureichenden Lebensmittelversorgung wurde den - meist sehr großen - Eisenbahnerfamilien erlaubt, etwas Obst und Gemüse im eigenen Garten anzubauen. Auch kleinere Tiere, wie Hühner oder Kaninchen, wurden dort meist gehalten. Die Bahngesellschaften und die Bahnmeistereien erließen jedoch genaue Vorschriften zur privaten Nutzung der bahneigenen Liegenschaften, so wurde unter anderem die Haltung von Kühen teilweise untersagt, da die Tiere zu groß waren und zudem neben der Bahnstrecke als Verkehrsgefahr angesehen wurden. Daher hielten sich viele Eisenbahnerfamilien eine oder mehrere Ziegen, wodurch diese Tiere schließlich den Spitznamen „Eisenbahnerkuh“ erhielten. Heute werden Schranken, Signale und Weichen und andere Bahnanlagen meist von einem elektronischen Stellwerk aus fernbedient und der Dienst bzw. das Leben im Bahnwärterhaus gehören schon lange der Vergangenheit an. Bei der GKB werden diese Gebäude mittlerweile für andere betriebliche Zwecke genutzt, einige der Bahnwärterhäuser sind aber auch in privater Hand und wurden zu Wohnoder Wochenendhäusern umgebaut. Text: Mag. Ernst Suppan / Fotos: Archiv Dietmar Zweidick, Archiv Freunde der Sulmtalbahn (FdSTB) und GKB_Ferk Bahnwärterhaus in Privatbesitz - Heute oft ein Einfamilien oder Wochenendhaus! Schrankenwärterhaus in Privatbesitz: Nun ein schmuckes Eigenheim! Historisches Foto eines Schrankwärterhauses bei der GKB

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16 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Der Verband der öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft Österreichs (VÖWG) ist eine Interessensvertretung von öffentlichen bzw. gemeinwirtschaftlichen Betrieben. Der VÖWG vertritt die Interessen von Unternehmen und Einrichtungen, die Dienstleistungen von allgemeinem Interesse erbringen und im Eigentum, mit Beteiligung oder im Auftrag von Gebietskörperschaften stehen. Bei der diesjährigen Generalversammlung wurde Peter Hanke, Wiener Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke, einstimmig zum Präsidenten gewählt. Die GKB wurde bei der Generalversammlung durch Mag. Kerstin Hernler vertreten. Der VÖWG bemüht sich um eine bessere Vernetzung der öffentlichen bzw. gemeinwirtschaftlichen Unternehmen in Österreich. Text & Foto: KH Bessere Vernetzung der GKB mit der öffentlichen Wirtschaft PERSONAL | Vernetzung / Neuaufnahmen Neuaufnahmen bei der GKB Stjepan Simovic Buslenker Cornel Rusu Buslenker DI Helgrid Neuburger, M.Sc. Projekt- u. Baumanagement Ulrike Müller Technische Zeichnerin Mladen Jelak Buslenker Leonie Katzmann Lehrling Bürokauffrau Denise Schrotter-Maurer Zugbegleiterin i. A. Die Neuaufnahmen bei der GKB im im vierten Quartal des Jahres 2021: Nina Schutti Zugbegleiterin i. A. Mag. Kertin Hernler vertrat die GKB bei der Generalversammlung der VÖWG

17 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Neuaufnahmen / Diversity | PERSONAL Alban Avdyli Buslenker Katharina Schwar-Glawogger Kundenbetreuerin Nebi Dodaj Buslenker DI (FH) Per Erik J. Nilsson Buslenker Esther Wagner Buslenkerin Lukas Hofer Zugbegleiter i. A. Alexander Steinmüller Buslenker Christian Werdnik Zugbegleiter i. A. Liebe Freund:innen der gendergerechten Sprache! Die sprachliche Gleichstellung findet ihren Höhepunkt in der aktuell korrekt gendergerechten Schreibweise. Der Doppelpunkt “:” ermöglicht das Konstrukt einer besseren und gendergerechteren Welt, denn er ist nicht nur barrierefrei zugänglich, sondern drückt auch durch sogenannte glottale Stopps beim Sprechen sämtliche Geschlechter aus, die sonst nicht repräsentiert wären. Der Doppelpunkt wird reparieren, wo das Binnen-I versagte. Diesmal funktioniert es ganz sicher! Angesichts des wiederkehrenden Equal Pay Day (der Tag im Jahr, an dem Frauen endlich gleich viel verdienen wie Männer) stellt sich die Frage, ob der Doppelpunkt genug Entschädigung für den Rest des Jahres ist. Die nächste Frage, die sich mir stellt ist, warum es eigentlich keinen Equal Gay Day gibt - wäre doch mal irgendwie cool und aus verschiedensten Gründen wohl auch nötig. Gelebte Vielfalt würde meiner Meinung nach eine öffentliche Anerkennung der diversen oder queeren Geschlechter besser ausdrücken als ein simpler Doppelpunkt. Leichter einzusetzen ist jedoch letzterer. Ansonsten müsste sich ja tatsächlich etwas ändern und das funktioniert bekanntlich nicht so leicht (z. B. müssten die Formulare für Eheschließungen geändert oder gar Besuchsrechte anerkannt werden). So gesehen verbessert der Doppelpunkt die Welt ja wirklich, zumindest die bürokratische. Mit ihm man kann weiterhin alle möglichen Menschen in der Realität ausschließen und wenn man nur lange genug korrekt gendert, dann wird sich bestimmt irgendwas ändern. Irgendwann. Vielleicht. Ich denke die echte Akzeptanz der menschlichen Vielfalt verändert die Welt, nicht nur Reden oder Schreiben darüber. Meinungsvielfalt fällt genauso unter Vielfalt und insofern sollten abweichende Meinungen auch bestehen dürfen. Echte Akzeptanz kann demnach nur vom Einzelnen ausgehen und nicht durch eine Sprachregel verordnet werden. Mag.a Kerstin Hernler, MBA Diversitybeauftragte der GKB Vielfalt statt Einfalt oder warum ein Doppelpunkt die Welt auch nicht verbessert

18 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 Die verlängerte Linie 4 wird auf dem Weg zur neuen Endstation „Reininghaus“ in die Alte Poststraße und unter der GKB-Strecke durchfahren. Die Linie 6 erhält neue Haltestellen und endet nun bei der Station „Smart City/Peter-Tunner-Gasse“. Die letzten Bauarbeiten sind auf der Zielgeraden, da-mit am 26. November die neuen Straßenbahnlinien in die VorzeigeStadtteile Reininghaus und Smart City einfahren können. Das dürfte auch ein historisches Datum werden, denn zum ersten Mal in der Geschichte der Grazer Neue Tram-Linien im Grazer Westen - Straßenbahnlinien ins Reininghaus Viertel und zur Smart City in Betrieb Moderne Tram-Haltestelle im Reininghaus Viertel - Zukünftig soll im neuen Stadtteil auch die Nutzung der GKB-Linien möglich sein! GANZ KURZE BERICHTE | Neue Straßenbahnlinien im Grazer Westen Bürgermeisterin Elke Kahr Die beiden neuen Straßenbahnstrecken sind ein ganz wichtiger Schritt für den öffentlichen Verkehr in unserer Stadt. Foto: © Silvana Weidinger

19 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Neue Straßenbahnlinien im Grazer Westen | GANZ KURZE BERICHTE Straßenbahn, die anno 1878 ihren Betrieb aufnahm, werden gleich zwei Linien auf einmal eröffnet. Ausbauoffensive für die Schiene Beim 4er lautet die (vorläufige) Endstation „Reininghaus“, beim 6er „Smart City/ Peter-Tunner-Gasse“. Die Eröffnung der insgesamt 3,1 Kilometer langen Gleisstrecken stellt für Verkehrsstadträtin Elke Kahr einen Meilenstein dar: „Diese beiden zusätzlichen Strecken in neue Wohngebiete sind ein ganz wichtiger Schritt im öffentlichen Verkehr unserer Stadt. Das ist erst der Anfang einer Ausbauoffensive für unser Straßenbahnnetz. Im kommenden Jahr folgen der zweigleisige Ausbau nach Puntigam, dann die Innenstadtentflechtung und die Fertigstellung des Ausbaus der Linie 1. Die nächsten Vorhaben werden die Südwest- und die Nordwestlinie sein. Mein Dank gebührt allen, die mit Planung, Finanzierung und Bau beschäftigt waren.“ Neben der Grazer Stadtbaudirektion waren dies die Verkehrsplanung, das Straßenamt und die Verantwortlichen in der Holding. „Richtungsweisend bei diesem Vorhaben“, unterstreicht Stadtbaudirektor Bertram Werle, „war, dass der Bau der Straßenbahn mit der Stadtentwicklung einhergeht. Wir nehmen hier zeitnah mit dem Einzug der Wohnbevölkerung, den Ansiedelungen von Betrieben, Geschäften, Arztpraxen und den bereits eröffneten und noch entstehenden Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen ein leistungsstarkes Verkehrsmittel in Betrieb. Die Straßenbahn stellt quasi das Rückgrat der beiden Stadtteile dar.“ Immerhin werden in Reininghaus im Endausbau ca. 10.000 Menschen leben, arbeiten und lernen, in der Smart City rund 4.000. Zahlen, die die hohen Investitionen mehr als rechtfertigen. „Dadurch werden nicht nur neue smarte Stadtteile in der Landeshauptstadt optimal an den ÖV angebunden, sondern das Netz der Straßenbahngleise in Graz von 63 km um 10 Prozent auf rund 70 Kilometer erweitert“, rechnet Holding-CEO Malik vor. Nachdruck BIG-Magazin von V. Schleich Fotos: BIG & A. Wallner | 7 November 2021 hen Strecken in e sind ein ganz im öffentlichen adt. Das ist erst Ausbauoffensive nbahnnetz. Im folgen der zweinach Puntigam, adtentflechtung llung des Aus- Die nächsten n die Südwestinie sein. Mein n, die mit Plang und Bau beer Stadtbaudis die Verkehrsßenamt und die in der Holding. nd bei diesem streicht Stadtbaudirektor Bertram Werle, „war, dass der Bau der Straßenbahn mit der Stadtentwicklung einhergeht. Wir nehmen hier zeitnah mit dem Einzug der Wohnbevölkerung, den Ansied lungen von Betrieben, Geschäften, Arztpraxen und den bereits eröffneten und noch entstehenden Kinderbetreuungs- Die beiden neuen Straßenbahnstrecken sind ein ganz wichtiger Schritt für den öffentlichen Verkehr in unserer Stadt. Stadträtin Elke Kahr ©SILVANA WEIDINGER und Bildungseinrichtungen ein leistungsstarkes Verkehrsmittel i Betrieb. Die Straßenbahn stellt quasi das Rückgrat der beiden Stadtteile dar.“ Immerhin werden in Rei inghaus im Endausbau ca. 10.000 Menschen leben, arbeiten und lernen, in der Smart City rund 4.000. Zahlen, die die hohen Investitionen mehr als rechtfertien. „Dadurch werden icht nur neue smarte Stadtteile in der Landeshauptstadt optimal an den ÖV angebunden, sonderndas Netz der Straßenbahngleise in Graz von 63 kmum10 Prozent auf rund 70Kilometer erweitert“, rechnet HoldingCEO Wolfgang Malik vor. nsteigen! neu auf Linie egung in die neuen Stadtteile uf der neuen 1,3 Kilometer langen er 4er auf einer Länge von h Reininghaus ein. @stadt.graz.at en. Zudem masten begrünten bei der Münztion, 28 Ulmen n, zwei Bankerl s erleuchten die reiterte Gehweeifen und Amehr Sicherheit. St. Peter. : © STADT GRAZ/FISCHER (4) Herbersteinstraße Hoch hinaus. Die wachsende „Smart City“ wird ab 26. November mit der Straßenbahnlinie 6 erschlossen. Stopp. Fünf neue Haltestellen führen in die Smart City – hier die „Daungasse – Hauptbahnhof“. In Arbeit. Die denkmalgeschützte Tennenmälzerei, der von der Stadt neues Leben eingehaucht wird, liegt an der Linie 4. Bitte Platz nehmen! Bereits Anfang Oktober wurde der JochenRindt-Platz in Reininghaus eingeweiht (siehe Seite 26–27). Ab 26. November nimmt dort und an weiteren drei neuen Haltestellen die Linie 4 gehörig Fahrt auf. Reininghauspark ÖAMTC Tennen- mälzerei GKB FH Joanneum Steinfeldfriedhof H H H H H H H H H Straßenbahnanbindung Smart City Straßenbahnanbindung Reininghaus H Haltestellen Straßenbahn- bestand Bahntrassen (ÖBB, GKB) tim-Mobilitätsknoten ÜBERSICHT Eggenberger Allee Eckertstraße Köflacher Gasse Reininghausstraße Wetzelsdorfer Straße Alte Poststraße Alte Poststraße Kratkystraße Brauhausstraße Asperngasse Eggenberger Straße Daungasse Laudongasse Starhemberggasse Waagner-Biro-Straße Waagner-Biro-Straße Smart City/ Peter-Tunner-Gasse Nikolaus- Harnoncourt-Park Dreierschützengasse/ Helmut-List-Halle Starhemberggasse Daungasse/ Hauptbahnhof Jochen-Rindt-Platz Reininghauspark Reininghaus Reininghausstraße 6 6 4 4 QUELLE: STADTBAUDIREKTION, GRAFIK: ACHTZIGZEHN Bewährungsprobe: Die ersten Straßenbahnen im Reininghaus Viertel! Die Straßenbahn unterquert nun die GKB-Trasse

20 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 GANZ KURZE BERICHTE | Sportförderung Trotz ihrer Jugend und trotz der schwierigen Umstände, erbrachten die jungen Spieler des JAZ Gössendorf auch im zweiten Corona-Jahr erneut großartige Leistungen. Mit der GKB als Sponsor startete die U9 schon sehr früh in die Freiluftsaison. Durch die Corona-Pandemie wurde zuerst sehr viel in Einzeltrainings gearbeitet, so konnte den Jungs am Kunstrasen bereits vor dem verspäteten Saisonstart sehr viel beigebracht werden. Der Verein JAZ GÖSSENDORF meisterte diese schwierige Zeit ohne Spiele super, die Jungs blieben hochmotiviert. Tolle Saison Als das Mannschaftstraining wieder erlaubt war spielten die Spieler der U9, unter Anleitung der Trainer Georg Winkler und Marco Jerovsek eine großartige Frühjahrssaison. Nach einem anstrengenden Fußballcamp im Sommer, startete im August die Herbstsaison. Ein großes Highlight waren wohl die Spiele beim Bundesligsten LASK in Linz, wo die Mannschaft eine tolle Figur machte. Danach ging es als Belohnung zum Match LASK gegen Admira ins Stadion. Internationales Turnier in Wildon Zum Abschluss bestritt die Gössendorfer U9-Mannschaft ein internationales Turnier in Wildon und konnte durch großartige Ergebnisse das Achtelfinale erreichen. Dieses wurde jedoch leider unglücklich im Elfmeterschießen gegen eine slowenische Mannschaft verloren. Die spielerische Entwicklung der Mannschaft war bemerkenswert und v. a. dem harten Training, aber auch der Unterstützung der Sponsoren geschuldet. Die U9Jungs aus Gössendorf sagen Danke für die Unterstützung. Text: Verein & Red. / Foto: JAZ Gössendorf Die U9-Mannschschaft des JAZ Gössendorf spielte eine erfolgreiche Saison 2021 GKB sponsert steirischen Tanzsport Am 18. und 19. September 2021 fanden die Steirischen Landestanzmeisterschaften Latein & Standard statt. Das große Tanzturnier wurde von den Tanzsportclubs TSC Choice Graz und TSC Best Dance Graz gemeinsam veranstaltet. Stimmiger Austragungsort war die KUSS-Halle in der Gemeinde Seiersberg-Pirka. 90 Tanzpaare beim Turnier Die Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH sponsorte erneut die LandesmeisterGKB unterstützt U9-Fußballmannschaft Die Siegerpaare der steirischen Landesmeisterschaften

21 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Sportförderung | GANZ KURZE BERICHTE in den lateinamerikanischen Tänzen Bgm. Baumann (r.) ehrte die Turniersieger:innen Alle ins Gold – Bogensport für Jugendliche schaften Steiermark der lateinamerikanischen Tänze. Es tanzten über 90 Paare aus ganz Österreich, woraus sich ein starkes Teilnehmer:innenfeld ergab. Aus sportlicher Sicht war es das größte Tanzevent der Steiermark in diesem Jahr. Steirischer Landesmeister Latein 2021 wurden, wie schon im Jahr 2020, das Paar Melanie Göttfried und Maximilian Wiesenhofer vom TSC Best Dance mit ihrer Trainerin Lilly Schön.Bürgermeister Werner Baumann nahm die Sieger:innenehrung vor. Die GKB gratuliert allen Tanzpaaren und Trainer:innen zu guten Leistung. Text: Red. / Fotos: Vereine Der Bogensport boomt seit einigen Jahren auch in der Steiermark immer mehr, eine Größe im heimischen Bogensport ist der Bogenschützenclub Union Graz-Seiersberg. Der BSC Union Graz-Seiersberg wurde am 16. November 1973 gegründet und hat derzeit über 300 Mitglieder. Damit ist der BSC Union Graz-Seiersberg, einer der größten Bogensportvereine Österreichs. Am wöchentlichen Jugendtraining, jeweils Samstagvormittag, nehmen regelmäßig mehr als 30 junge Bogenschütz:innen teil. Die Bogenschütz:innen trainieren hart und bereiten sich dabei auf nationale bzw. internationale Turniere vor. Erfolge der Bogensportjugend In den letzten Jahren wurden von der Jugend zahlreiche Erfolge bei Landesund Staatsmeisterschaften erzielt. Wir danken der Graz-Köflacher Bahn und Busbetrieb GmbH für die fortgesetzte Unterstützung. Diese ermöglicht es dem Verein, alle Jugendlichen mit einem Brustschutz auszustatten. Eine Jugendliche kann sich über einen komplett neuen Wettkampfbogen freuen, der ihr durch die Unterstützung vom Verein zur Verfügung gestellt werden kann. Schnuppertraining für Interessierte Interessierte Jugendliche und Erwachsene können an einem Schnuppertraining teilnehmen. Termine dazu sind auf der Website zu finden. Kontakt und weitere Informationen unter: www.goldpfeil.at Text & Foto: BSC Union Graz-Seiersberg Junge Bogensportler:innen des Bogenschützenclubs Union Graz-Seiersberg

22 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 GANZ KURZE BERICHTE | Buchbesprechung Kral Verlag, John-F.-Kennedy-Platz 2, 2560 Berndorf • T: 0660-4357604 F: 02676-82236-4 E: office@kral-verlag.at www.kral-verlag.at Eine vielfältige Ganz-Jahres-Destination 55 unterschiedlichste Ausflüge und Touren erschließen all die einzigartigen Landschaften der Süd- undWeststeiermark. Entdecken Sie mit diesemBuch – variantenreich und während aller Jahreszeiten – rundum schöne Ziele imWeststeirischen Randgebirge und am Südsteirischen Grenzkamm: kurzum von den Speik-Bergen in das Schilcherland, gern auch vom Schnee zumWein. Günter und Luise Auferbauer Wander-Erlebnis Süd- und West-Steiermark 55 Ausflüge und Touren Die Weststeiermark vereint wunderbare landschaftliche Kontraste: von den beiden Autoren in ausgewählten, daher in jeweils schönsten Wanderrouten vorgestellt. Das Schilcherland und das Südsteirische Weinland verführen mit Farben und Lieblichkeit zu Genuss-Spaziergängen. Almen, Bäche, Klammen und felsenreiches Gelände schmücken das Weststeirische Randgebirge und den Südsteirischen Grenzkamm. Die 55 Touren erschließen Gleinalpe, Stubalpe, Koralpe, Possruck, Remschnigg, Sausal sowie Täler und den Wildoner Berg. Ob Themenwege, Gipfeltouren, Tallandschaften; die beschriebenen Möglichkeiten sind vielfältig. Dieser Wanderführer begleitet bei jeder Wetterlage und erfüllt manch einen Traum. Günter und Luise Auferbauer stellen jede Tour mit einer gehaltvollen Einführung vor, daran schließen jeweils wichtige Eckdaten an und eine sachgerechte Wegbeschreibung. All die eindrücklichen Fotos wecken Vorfreude zu Ausflügen und Wandertouren in der Süd- und West-Steiermark. Angereichert mit Fachbeiträgen: zu den Landschaftsformen sowie zur Geologie, Mineralogie und Archäologie, natürlich auch zum Schilcher, kurzum zum Wein-Erlebnis. Format: 11 x 20 cm Seiten: 280 ISBN: 978-3-99024-971-0 Preis: € 17,90 Herausgabe: Oktober 2021 Günter und Luise Auferbauer leben ihre gemeinsamen Interessen in anschaulicher Weise: als Familie und als Autorengemeinschaft. Günter, geboren 1940 in Graz, und Luise, geboren 1942 in Rothleiten, lernten einander 1960 amMatterhorn kennen. Auf Grundlage des gemeinsamen Interesses an Natur und Kultur entstanden – in über 50 Jahren – zahlreiche Publikationen zu Bergsteigen, Radfahren, Wandern und Wintersport. Pressekontakt: vielseitig ||| kommunikation Clara Schermer Seidengasse 25/2a, 1070 Wien t 01 5224459 13 | clara.schermer@vielseitig.co.at Zusätzlich lieferbar: siehe www.kral-verlag.at Ausflugs-Erlebnis Spaziergänge inGraz undUmgebungmit Bus, Bahn, Bim Wander-Erlebnis Schladminger-Tauern-Höhenweg Wander-Erlebnis Ausseerland und Umgebung Wander-Erlebnis Ost-Steiermark

23 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Deutschland West-Ost-West | REISEBERICHT Eine Eisenbahnreise - Ein Bilderbogen Die ersten Ideen für meine Reise, die ich gemeinsam mit Freunden unternahm, entstanden schon vor zwei Jahren. Insbesondere Halle und Augsburg standen im Mittelpunkt. Und - coronabedingt - war es heuer soweit, im Juli starteten wir zu unserer Erlebnisreise. Den vielen kleinen Orten geschuldet, waren wir mit dem Auto unterwegs. Gestartet in Franken, ging es über Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen nach Niederbayern, eine 12 Tage und 2500 km lange Fahrt. Wir starten in Nürnberg im Deutsche Bahn Museum. Es wurde 1899 als Kgl. Bayerisches Eisenbahnmuseum eröffnet und schließlich 1925 in seiner jetzigen Form fertiggestellt. Es bietet einen guten Überblick über die Bahnentwicklung in Deutschland, die Fahrzeuge sind allerdings recht eng ausgestellt. Man sollte nicht vergessen, den Museumsshop zu besuchen: man findet hier auch alte Bücher aus dem Biblioteksbestand, die zu einem Spottpreis verkauft werden. 2005 verwüstete ein Brand den Außenbereich, viele Fahrzeuge wurden vernichtet. Dennoch sollte man den Weg über die Straße nicht scheuen, kann man doch samstags und sonntags eine Runde mit der 600 mm Feldbahn fahren, umsonst. Sehenswert ist auch die 80 m2 große Modellbahnanlage. Zur Wartburg nach Eisenach Der Weg führt uns weiter über Bad Staffelstein, dem Geburtsort von Adam Riese, über Meiningen nach Coburg und schließlich Eisenach. Natürlich besichtigten wir die Wartburg, das Fotografierverbot wurde streng überwacht. Sie wollen Dampflok im DB Museum in Nürnberg Die Wartburg im deutschen Eisenach Große Modellbahnanlage im Deutsche Bahn Museum in Nürnberg

24 | Ausgabe 96 - Dezember 2021 REISEBERICHT | Deutschland West-Ost-West wohl eher Ansichtskarten und Broschüren verkaufen. Für die Fußmaroden gibt es einen Kleinbusshuttledienst vom Parkplatz zur Burg für preiswerte 2 Euro. Es geht weiter nach Naumburg, auch hier ein Weltkulturerbe: Der Naumburger Dom. Allerdings gibt es hier auch einen reizenden, kleinen Straßenbahnbetrieb. Gegründet wurde sie 1892 als Dampftramway, um den doch etwas außerhalb gelegenen Bahnhof mit der Innenstadt zu verbinden. Von 1907 bis 1991 wurde die meterspurige Bahn elektrisch geführt. Nach der Wende kam buchstäblich die Wende, der Betrieb stand vor dem aus. Ein paar Privatpersonen schlossen sich zusammen und gründeten die Naumburger Straßenbahn GmbH. Ab 2007 wurde der tägliche Verkehr im Halbstundentakt aufgenommen. Auf dem Weg nach Leipzig besuchen wir das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle/Saale. Hier ist die berühmte Himmelsscheibe von Nebra ausgestellt, zu der es einen kuriosen Bezug zu Österreich gibt. Das Kupfer für die Scheibe stammt zweifelsfrei aus der Bischofshofener Umgebung. Vor etwa 4000 Jahren wurde sie hergestellt. Sie soll zur Feststellung der Sommer- bzw. Wintersonnenwende oder Aussaat und Ernte gedient haben. In Halle an der Saale lohnt es sich, das Auto am Stadtrand beim Parkplatz stehen zu lassen, und mit der Straßenbahn weiterzufahren. Es wird ein Tagesticket für bis zu vier Personen angeboten. Leider konnten wir aus Zeitgründen das Deutsche Bahn Museum in Halle an der Saale nicht besuchen. Von Leipzig nach Dessau Am Stadtrand von Leipzig fuhren wir zum Monarchenhügel: von hier aus beobachten der russische, österreichische und deutsche Regent in sicherer Entfernung die historische Völkerschlacht (1813). Am nächsten Tag geht es weiter nach Magdeburg die Besichtigung des Doms mit dem Grab Kaiser Ottos steht an sowie ein Spaziergang zu HundertwasserHistorischer Handlauf Naumburger Straßenbahn Völkerschlacht bei Leipzig: Gedenkstein am Monarchenhügel Sonnenscheibe in Nebra Moderne Straßenbahn in Deutschland

25 Ausgabe 96 - Dezember 2021 | Deutschland West-Ost-West | REISEBERICHT haus, das eh wie alle anderen Bauten des Meisters ausschaut. Unser nächstes Ziel ist Dessau, mit seinem Bauhausmuseum. Außerdem besuchen wir dort das Technikmuseum „Hugo Junkers“. Junkers stellte nicht nur Flugzeuge her, sondern auch Kühlwaggons, Traktoren und Gasdurchlauferhitzer. Zu Martin Luther nach Wittenberg Über die Lutherstadt Wittenberg und Meißen fahren wir nach Dresden. Das Zimmer im 6. Stock des Hotels bietet einen herrlichen Ausblick über die Stadt. Am nächsten Tag geht unsere Fahrt nach Görlitz, direkt an der polnischen Grenze, von Baedeker mit 2 Sternen durchaus verdient geehrt. Bautzen ist vielen nur als Gefängnisstadt der Stasi bekannt, bietet aber viel mehr und ein Rundgang ist empfehlenswert. Und Bautzen ist ein „Senfparardies“! Den Tag beschließen wir nach dem Besuch von Moritzburg und des Karl May Museums in Radebeul wieder in Dresden. Der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Autos: Wir besuchten das August Horch Museum in Zwickau. Das Museum wäre eines eigenen Artikels würdig. Wie man überhaupt feststellen muß, daß der Straßenbahnverkehr in der ehemaligen DDR auch heute sehr gut funktioniert und den jetzigen Ansprüchen voll entspricht. Wir machen uns wieder auf den Weg nach Bayern. In Richtung München haben wir noch eine Übernachtung in Regensburg eingeplant. Tags drauf geht es zum neu ernannten Weltkulturerbe in Augsburg. Und nein, es ist nicht die Fuggerei, sondern das Wassermanagement. Das Grundgerüst besteht bereits seit der Römerzeit, im engeren Sinn sind die Kunstbauten zur Wasserversorung seit dem 17. Jahrhundert gemeint. Auch München ist nur Labe- und Übernachtungsstation, der Weg Richtung Passau führt via Wasserburg nach Altötting. Die große Wallfahrtskirche, eine „Basilika minor“ ist fast ein Neubau, sie wurde 1912 fertiggestellt. Ein fast unscheinbares Gotteshaus ist die eigentliche Pilgerstätte, deren Besucher:innenzahl durch die Bahnanbindung Ende des 19. Jahrhunderts geradezu explodierte. Auf dem Weg nach Passau konnten wir natürlich auch nicht das Geburtshaus seiner pensionierten Heiligkeit auslassen. Wir mußten allerdings feststellen, daß im gleichen Haus 1779 auch Georg Lankensberger geboren wurde. Er wird als Erfinder der Achsschenkellenkung – die bis heute in Gebrauch ist – auch im Ortsmuseum geehrt. Unsere Rundreise endete am 9. August 2021 nach fast 2500 Kilometern wieder in Passau. Wie es sich gehört, natürlich in der Schwemme im Ratskeller. Text & Fotos: Christian Wagner Moderne elektrische Nahverkehrsdoppelstockgarnitur für den suburbanen Verkehr Bayrisches Weizenbier im Ratskeller

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